"Hatschi Bratschis Luftballon" wurde im Jahr 1904 veröffentlicht.

Foto: Erich Ritter Mor Sunnegg und Morberg

Dass im Wiener Kaffeehaus Phil "Hatschi Bratschis Luftballon" verkauft wird, stieß in den sozialen Netzwerken auf Kritik. Konkret wurde dem Lokal Rassismus vorgeworfen und gefordert, das Buch von Franz Karl Ginzkey aus dem Jahr 1904 aus dem Sortiment zu nehmen. "Hatschi Bratschis Luftballon" wurde aufgrund der rassistischen Darstellung von Schwarzen und Türken mehrmals abgeändert. Im Phil war dieses als Zeitdokument gelistet, "um zu sensibilisieren, womit wir und unsere Großeltern aufgewachsen sind".

Bei Amazon gibt es eine kritische Beilage

Was in der Aufregung wohl unterging: Auch bei Amazon und Thalia kann man das Buch in mehreren Ausführungen kaufen. Mit der Kritik konfrontiert wurde dem STANDARD von einem Amazon-Sprecher ausgerichtet, dass man das Buch gemeinsam mit einem Heft von Dr. Klaus Heydemann verkauft, der sich mit dem Werk und der Darstellung kritisch auseinandergesetzt hat und diese auch kommentiert. Aus dem Sortiment nehmen, werde man das Kinderbuch nicht. Verkauft wird die Erstausgabe aus dem Jahr 1904.

Thalia will "Meinungsfreiheit" wahren

Auch bei Thalia wird man das Buch weiterhin kaufen können. Gegenüber dem STANDARD wurde ausgerichtet, dass man sich nur in extremen Fällen vorbehalte, Bücher zu zensieren, da der Buchhändler " Meinungsfreiheit gelten lasse". Beschwerden gab es bei dem Unternehmen wegen "Hatschi Bratschis Luftballon" bislang keine. Von dem Werk gebe es bei Thalia aber ohnehin nur einen geringen Bestand.

Händler will keine politische Position einnehmen

"Wir können und wollen als Thalia keine politische Position einnehmen. Wir stehen für Meinungsfreiheit und inhaltliche Vielfalt. Die Bücher in unseren Buchhandlungen decken natürlich ein breites Spektrum an Meinungen ab, und genau das ist für einen breiten gesellschaftlichen Diskurs auch notwendig", ließ man ferner wissen. Thalia ist mit 38 Filialen Österreichs größter Buchhändler. Allein in Wien gibt es neun Standorte.

Auch beim "Phil" gibt es das Buch weiterhin

Beim "Phil" ist das Buch auch weiterhin erhältlich. Inhaber Christian Schädel sagte gegenüber dem STANDARD, dass man sich "eindeutig gegen Diskriminierung jeglicher Art stelle – sei es gegen Menschen, Bücher oder Meinungen. Die im Buch gezeigten Stereotype seien "in unserer Gesellschaft leider immer noch verankert, weshalb die FPÖ von 25 Prozent der Menschen gewählt wird", so der Gründer des Wiener Lokals. (red, 1.11..2019)