Videostreaming wird offenbar zunehmend zum Klimaproblem.

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Weil man sich die Fahrt ins Kino oder das Geschäft spart und weder Verpackung noch Transport von Datenträgern erforderlich ist, hat Videostreaming den Ruf, gut für das Klima zu sein. Dem ist aber nicht so, sagt ein Experte der eigentlich auf Menschenrechte spezialisierten Non-Profit-Organisation Shift, wie "Bigthink" schreibt.

Netflix und Co sollen laut Berechnungen den Treibhausgasausstoß ankurbeln. Eine halbe Stunde Unterhaltung soll das Äquivalent von 1,6 Kilogramm CO2-Emissionen verursachen, was einer Autofahrt über 6,3 Kilometer entspricht. Im vergangenen Jahr sollen die Emissionen der Streamingdienste in Summe ungefähr jenen von Spanien entsprochen haben. Aufgrund der wachsenden Popularität der Dienste rechnet man künftig mit einer Verdoppelung.

Höhere Auflösung, mehr Stromverbrauch

In der Statistik enthalten sind aber nicht nur die neuen Anbieter, die Filme und Serien als Abo anbieten. Sie kommen auf 34 Prozent des Onlinetraffics und damit wohl auch den größten Teil des CO2-Ausstoßes durch Streaming. Bereits dahinter reihen sich allerdings schon Onlinepornos ein.

Bei Greenpeace rechnet man ebenfalls mit einer Zunahme der Emissionen. Denn mit jeder Generation steigt der Datendurchsatz, weil Videos in immer höheren Auflösungen geliefert werden und somit größer sind. Das sorgt nicht nur beim Nutzer für höheren Stromverbrauch, sondern vor allem in den Rechenzentren der Anbieter. Während sich 4K langsam als Standard etabliert, lockt am Horizont bereits 8K.

Stromverbrauch von IT soll deutlich zulegen

Vergangenes Jahr schrieb ein in "Nature" veröffentlichter Bericht den Datencentern weltweit einen Gesamtbeitrag von etwa 0,3 Prozent zum weltweiten Treibhausgasausstoß zu. Dazu rechnet man damit, dass IT-Netzwerke, elektronische Geräte wie Fernseher, Computer oder Smartphones und Rechenzentren bis 2030 bis zu 21 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf sich vereinen werden. Netzwerkspezialist Cisco schätzt, dass Videoinhalte bis 2022 80 Prozent des Datenverkehrs ausmachen werden.

Für Greenpeace liegt die Lösung allerdings nicht per se im Verzicht. In einem ersten Schritt empfiehlt man, den Betrieb von Serverfarmen auf erneuerbare Energien umzustellen. Einige der großen Cloud-Anbieter haben in der Vergangenheit auch schon entsprechende Initiativen gestartet. (red, 30.10.2019)