Schon am 19. Oktober gab es Proteste gegen ein mögliches Verschleierungsverbot für muslimische Mütter, die ihre Kinder bei Schulausflügen begleiten.

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Paris – In Frankreich geht der Streit über das Kopftuch in eine neue Runde: Der Senat stimmte am Dienstagabend mit der Mehrheit der Konservativen für einen Gesetzesentwurf, der Müttern bei Schulausflügen das Tragen der islamischen Kopfbedeckung verbieten soll. Die Regierung lehnt die Vorgabe ab. Deshalb werden dem Gesetz nur geringe Chancen eingeräumt.

Der Streit über das Kopftuch war vor einigen Wochen neu entbrannt: Ein Politiker des rechtspopulistischen Rassemblement National von Marine Le Pen hatte eine muslimische Mutter aufgerufen, ihr Kopftuch abzulegen, da dies eine Provokation sei. Die Frau begleitete Schüler, die sich in einem Regionalparlament in der Stadt Besançon im Osten Frankreichs über die Demokratie informieren wollten.

"Das Kopftuch an sich ist in unserer Gesellschaft nicht wünschenswert"

Bildungsminister Michel Blanquer fachte den Streit an, als er in einem Interview sagte: "Das Kopftuch an sich ist in unserer Gesellschaft nicht wünschenswert." Auf Druck der Regierung schwächte er seine Aussage später ab. Das von den Konservativen geforderte Verbot bei Schulausflügen nannte er daraufhin "kontraproduktiv". Zwei Drittel der Franzosen befürworten es dagegen laut einer Umfrage.

Präsident Emmanuel Macron schaltete sich erst spät in die Debatte ein. Er verweist darauf, dass das Tragen des Kopftuchs im öffentlichen Raum erlaubt sei. An staatlichen Schulen ist es dagegen seit 2004 wie auch andere sichtbare religiöse Symbole verboten. Die Verfassung schreibt eine strikte Trennung von Staat und Kirche vor. (APA, AFP, 30.10.2019)