Die Österreicher sehnen sich zurück in die Zeit, als Sparen mit dem Sparbuch noch Ertrag abwarf. Derzeit erwarten 45 Prozent, in den nächsten fünf Jahren Zinsen für ihr Sparguthaben bezahlen zu müssen.

Foto: Daniel Hinterramskogler

Als Kind hatte der Weltspartag noch eine große Bedeutung. Da hieß es, in der Schlange vor dem Schalter anstellen, andächtig die Zehn-Schilling-Münze hinlegen. Ein Eintrag im Sparbuch wurde gemacht, und stolz durfte man auf dem Gabentisch ein Geschenk aussuchen. Wenig später stieg der so ergatterte Drachen durch den Herbstwind in den Himmel. Und dann? Erwachsen werden, Onlinebanking, Alltagshektik.

Doch der Weltspartag hat Bestand. 1,2 Millionen Österreicher gehen an diesem Tag in ihre Bank. Das hat eine Studie der Erste Bank und Sparkassen ergeben. Die "Tradition" ist dabei mit 69 Prozent der Beweggrund Nummer eins. Einen "Ausflug mit Kindern und Enkeln" zu machen ist für 55 Prozent der Befragten das Hauptmotiv, und 39 Prozent wollen sich das "Weltspartagsgeschenk abholen". Laut der Umfrage ist der Weltspartag besonders beliebt in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark – hier bringt jeder Fünfte sein Erspartes an diesem Tag zur Bank und holt sich ein Präsent ab.

Die eingefleischten Weltspartag-Fans sind aber rar geworden. Nur jeder zehnte Österreicher besucht aus diesem Anlass "immer" seine Bankfiliale. 16 Prozent gehen "meistens" hin. Das zeigt eine Erhebung von Integral. Besonders beliebt ist der Weltspartag demnach bei Personen zwischen 30 und 49 Jahren und bei Befragten aus Orten mit weniger als 50.000 Einwohnern.

Geld bei Bank gut aufgehoben

Obwohl den Sparern mittlerweile bewusst ist, dass sie für ihre Einlagen so gut wie keine Zinsen mehr bekommen, ist man sich der Bedeutung der Bank für Sparzwecke bewusst: Sechs von zehn Österreichern geben an, dass das Geld auch bei niedrigen Zinsen bei der Bank besser aufgehoben ist als zu Hause – vor allem Männer sind laut Integral dieser Ansicht. In Summe geben aber 77 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Geld lieber unter den Kopfpolster legen würden, wenn die Bank für die Einlagen Geld verlangen würde – also die Negativzinsen, die die Institute selbst zahlen müssen, an die Kunden weitergeben würde.

In Deutschland wird das bereits diskutiert. In Österreich hat der Oberste Gerichtshof hier einen Riegel vorgeschoben und in einem Urteil festgehalten, dass für Privatkunden bei null Schluss ist. Negative Zinsen für Privatkunden sind also kein Thema. Vor der Weitergabe der Negativzinsen hat zuletzt Peter Bosek, Chef der Erste Bank Österreich, gewarnt. Die Gefahr sei, dass Geld dann zu einer eigenen Anlageklasse werde, die Leute womöglich beginnen, ihr Geld daheim zu horten, und damit auch ein hohes Risiko eingehen – Stichwort Diebstahl.

Ein wichtiger Tag für Kinder

Einig sind sich Herr und Frau Österreich darin, dass der Weltspartag nach wie vor wichtig ist, um Kindern die Bedeutung von Sparen beizubringen. 71 Prozent stimmen dieser Aussage zu. Hier kommt auch eine gewisse Nostalgie hinzu: Sieben von zehn Menschen wünschen sich, der Weltspartag hätte wieder eine so große Bedeutung wie in ihrer Kindheit. 63 Prozent der Befragten geben an, dass sie die Zeiten, in denen das gedruckte Sparbuch die wichtigste Sparform war, vermissen. Die aktuelle Lage wird von Sparern aber richtig eingeschätzt: Mehr als 50 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass klassisches Sparen in Zeiten niedriger Zinsen keinen Sinn mehr für sie ergibt.

Und wie sieht es mit Begriffen aus der aktuellen Sparwelt aus? 82 Prozent haben bereits von "Negativzinsen" gehört, 43 Prozent ist dieser Begriff gut bekannt. Für jeden Zweiten sind Negativzinsen ein wahrscheinliches Szenario: 45 Prozent erwarten, in den nächsten fünf Jahren Zinsen für ihr Sparguthaben bezahlen zu müssen.

Für Banken ist der Weltspartag immer noch die Möglichkeit, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. "An diesem Tag wollen wir uns bei unseren Kunden für ihr Vertrauen bedanken", bringt es Heinrich Schaller, Chef der RLB ÖO, in einer Aussendung auf den Punkt.

Lange Tradition

Der Weltspartag hat eine lange Tradition. Seit 96 Jahren wird in der letzten Oktoberwoche die Bedeutung des Sparens in den Mittelpunkt gestellt. Die Idee für diesen Tag geht auf den ersten Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 zurück. In den vergangenen Jahren wurde am Weltspartag auch immer mehr die Wichtigkeit einer frühen Finanzbildung in den Mittelpunkt gestellt.

97 Prozent der von Spectra für die RLB OÖ Befragten halten es für wichtig, dass Kindern der Spargedanke von klein auf nähergebracht wird. Für die Vermittlung des Spargedankens werden mit 96 Prozent klar die Eltern in der Verantwortung gesehen. (Bettina Pfluger, 31.10.2019)