Regelmäßig gedenken Menschen der Opfer des Bosnien-Kriegs.

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Sarajevo – Der Gerichtshof von Bosnien und Herzegowina hat am Mittwoch den Bosnier Radomir Radovan Šušnjar wegen Kriegsverbrechen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der rechtsradikale Šušnjar hatte am 14. Juni 1992 an den ethnischen Säuberungen in der ostbosnischen Stadt Višegrad teilgenommen.

Das Ziel der völkischen Nationalisten wie Šušnjar war es damals, im Bosnien-Krieg (1992–1995), die Nichtserben aus der Region an der Drina zu vertreiben oder zu ermorden, um ein "ethnisch homogenes" Gebiet zu schaffen, das danach Serbien angegliedert werden sollte.

Folter und Mord

Deswegen wurden tausende Menschen mit muslimischen Namen, die damals die Mehrheit im Drina-Tal stellten, verjagt, gefoltert und ermordet. Am 14. Juni wurden 60 Frauen, Kinder und ältere Männer in einem Haus in der Pionirska-Straße in Višegrad eingesperrt, danach wurde das Haus angezündet. 59 der eingeschlossenen Personen wurden in dem Feuer getötet.

Šušnjar wurde erst 2014 in Frankreich festgenommen, nachdem er jahrelang wegen des Verbrechens gesucht worden war. 2018 wurde er nach Bosnien und Herzegowina ausgeliefert. Die politisch organisierten ethnischen Säuberungen und Verbrechen werden in Bosnien und Herzegowina weiterhin von vielen Nationalisten geleugnet oder verharmlost. (awö, 30.10.2019)