Die Gletschermumie Ötzi im Archäologischen Museum Bozen.
Foto: APA/dpa/Südtiroler Museum

Innsbruck – Auch 28 Jahre nach ihrer Entdeckung ist die Erforschung der Gletschermumie Ötzi nicht abgeschlossen. Vieles ist über den Mann, der vor über 5200 Jahren in den Ötztaler Alpen starb, schon bekannt: Forscher konnten etwa Ötzis Blutgruppe (0), Schuhgröße (38) und letzte Mahlzeit (Wild, Brot und Gemüse) aufklären und entdeckten sogar lebende Verwandte aus der Linie seines Vaters. Jetzt fand ein Team der Universitäten Innsbruck und Glasgow heraus, welche Route er auf seiner letzten Reise nahm.

Für ihre Studie im Fachblatt "Plos One" analysierten die Archäobotaniker Überreste von Moosen, die bei der Mumie gefunden worden waren – sowohl in den Sedimenten der Fundstelle als auch auf der Kleidung und im Magen-Darm-Inhalt. Insgesamt konnten 75 verschiedene Moose identifiziert werden, die in unterschiedlichen Regionen gediehen.

Südliche Route

"Zwei Drittel der gefundenen Arten sind in der nivalen Zone – also auf über 3.000 Metern – heimisch", sagte Klaus Oeggl von der Universität Innsbruck. "Ein Drittel allerdings nicht, da sie nur in niederen Gebieten gedeihen. Jene Arten, die eigentlich am Fundort gar nicht wachsen können, sind für uns natürlich von besonderem Interesse, da sie uns Rückschlüsse auf die Route ermöglichen. Wir wissen, wo diese Moose üblicherweise vorkommen", verdeutlicht Oeggl.

Dieses 5.300 Jahre altes Moos (Neckera complanata) wurde bei der Gletschermumie gefunden.
Foto: Klaus Oeggl

Auf diese Weise rekonstruierten die Wissenschafter, welchen Weg Ötzi genommen haben muss: Die Funde legen nahe, dass er eine südliche Route wählte und über die Schlucht am Eingang des Südtiroler Schnalstals aufstieg. Die genauen Umstände seines Todes bleiben weiter im Dunkeln – klar ist aber, dass er von einem Pfeil in die linke Schulter getroffen wurde und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. (dare, 31.10.2019)