Zuckergehalt entdecken und erschrecken: Die größten Zuckerfallen sind Fruchtjoghurt, Obstsäfte, Frühstücksflocken, Ketchup, Salatdressing, eingelegtes Gemüse wie Essiggurkerln, Fertigpizza und Salzstangen, schreibt Anastasia Zampounidis.

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Die Macht der Gewohnheit hat alle Menschen fest im Griff. Deshalb erzeugt die Vorstellung, auf etwas verzichten zu müssen, erst einmal Panik – und dann eine Art Wissensvakuum: Wie soll das gehen, etwa auf Zucker zu verzichten?

Trotzdem: In der westlichen Industriegesellschaft wird viel zu viel Zucker konsumiert. Die Zahl der Adipositaskranken und Diabetiker schnellt in die Höhe – es sind jene Menschen, deren Organismus mit dem Überfluss an Süßem einfach nicht zurechtkommt.

Warum also nicht einmal versuchen, ohne Zucker zu leben oder zumindest den Zuckerkonsum zu verringern? Zwei aktuelle Bücher geben Anleitung, wie das gelingen könnte.

Kompletter Ausstieg

Eine Expertin in Sachen Zuckerfreiheit ist Anastasia Zampounidis, die mit "Für immer zuckerfrei to go" ein drittes Buch darüber geschrieben hat, wie ihr der Ausstieg aus der Zuckerwelt gelungen ist. Es ist ein Kochbuch mit Rezepten, die alle in die Kategorie "sehr gesund" fallen, also kein Fleisch und viel Gemüse. Zampounidis bricht mit ihren Rezeptvorschlägen viele gewohnte Muster, etwa salziges Frühstück, und im Sinne der Zuckerreduzierung bäckt sie auch das Brot selber. "Wer zuckerfrei lebt, hat keine Sorge mit Übergewicht mehr", ist ein Satz, der sehr verführerisch klingt.

Aber nur salzig geht es in Zampounidis' Buch nicht zu: Sie verwendet Trockenobst, wenn sie allerlei Glückskugeln oder Müsliriegel zubereitet. Was das Schwierigste in der Entwöhnungsphase ist, gibt sie aber auch offen zu: das Essen auswärts, Abendessen bei Freunden oder das Unterwegssein, also immer dann, wenn man die Selbstbestimmung über das Essen aufgibt – auch für diese schwierigen Situationen hat sie Tipps und Tricks parat.

Anastasia Zampounidis
Für immer zuckerfrei to go
Bastei Lübbe 2019
141 Seiten, 17,40 Euro
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Kein Industriezucker

Ebenfalls zuckerfrei, aber in einem ganz anderen Verständnis, geht Stefanie Reeb die Sache mit der Verbannung des Industriezuckers an. Im Kochbuch "Süß und happy" werden statt Industriezucker Ahornsirup, Kokosblütenzucker, Honig oder Früchte als Süßungsmittel verwendet. Das könnte also eine Zwischenstation auf dem Weg zu weniger Industriezucker sein. Die Rezepte sind jedenfalls allesamt sehr verführerisch und wirken so, als ob man tatsächlich auf nichts verzichten müsste. Allerdings vielleicht mehr für Süßspeisen zahlen, denn Zuckeralternativen aus Reformhäusern sind teurer als Zucker im Supermarkt.

Stefanie Reeb
Süß und happy
Wohlfühdesserts
Knaur-Verlag 2019
174 Seiten, 18,50 Euro
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Optimalerweise gelingt es, mit weniger oder zumindest besserem Zucker leben zu lernen und seine Geschmacksnerven wieder auf "weniger süß" zu trainieren. Während Zampounidis Zucker als Sucht und Menschen, die zu viel davon essen, als Sugarholics bezeichnet, geht Reeb die Sache ein wenig versöhnlicher an. Gut wäre, wenn die Geschmacknerven lernten, ein Zuviel an Zucker als etwas Schlechtes zu identifizieren. Und ganz einfach auch nicht mehr gut zu finden. Dann würde man auch die Weihnachtszeit besser überstehen oder wenigstens nicht wie jedes Jahr zunehmen.

Weniger Zucker, weniger Übergewicht: Diese Formel könnte dazu animieren, dieses Ernährungskonzept doch wenigstens einmal auszuprobieren. Vor dem Advent. (Karin Pollack, 4.11.2019)