Wien – Rauchende Zombies, paffende Hexen, Skelette mit Zigarette im Mundwinkel – dass die Nacht, in der in Österreich das absolute Rauchverbot in Lokalen in Kraft trat, und Halloween zusammenfielen, war irgendwie gar nicht unpassend. Schlag Mitternacht, also zur Geisterstunde von Donnerstag auf Freitag, war drinnen der Spuk des blauen Dunstes vorbei – und ging draußen vor den Lokalen dann so richtig los.

DER STANDARD

Nicht nur die Wiener Bar Café Monic lud am Donnerstagabend zum gemeinsamen Tschicken bevor um Mitternacht ordentlich durchgelüftet und die Rauchenden vor die Tür gesetzt wurden. Am wienerischsten verabschiedete sich das Team des Schmauswaberl an der Linken Wienzeile: "Wien, du oide Heisltschick. Wir werden dich vermissen! R.I.P.", war auf der großen Auslagenscheibe des Lokals zu lesen. Der Wirt spendierte Gratiszigaretten solange der Vorrat reichte, und der reichte lange. Dicker war die Luft im Lokal wohl noch nie. "

Trauerbekundung des Lokals Schmauswaberl.
Foto: APA/Kreiner

Letzte Zigarette!", hieß es um fünf vor zwölf. Und tatsächlich: Die amtliche Drohung mit hohen Strafen – 800 bis 10.000 Euro für Wirte und 100 bis 1000 Euro für rauchende Gäste – scheint zu wirken, am jungen Freitagmorgen zündete sich niemand mehr eine im Schmauswaberl an. Dafür bildete sich auf dem Gehsteig rasch eine rauchende Menschentraube.

Bildschirm mit Countdown

Auch das Café Rüdigerhof in Wien-Margareten ließ eine Last-Smoke-Party mit verschenkten Zigaretten steigen. Schon um 22 Uhr war die Hütte so voll, dass niemand mehr reinkam. Drinnen konnten Gäste über einen Bildschirm an der Wand einen Countdown verfolgen. Um Viertel vor zwölf kam der Hinweis der Kellnerin, schön langsam die letzte Zigarette auszudämpfen. Aschenbecher wurden weggeräumt, Raucherbereich-Aufkleber von der Wand gekletzelt. Gequalmt wurde dann bis zum zehnsekündigen Countdown. Der Jubel um Mitternacht blieb aus, alle Fenster wurden aufgerissen.

Rüdigerhof-Betreiber Mentor Halper ist optimistisch, dass alle seine Gäste weiterhin kommen. "Es wird aber schon etwas fehlen", sagte er mit Blick auf den Gastgarten, wo weiter Lungen gequält werden dürfen.

Im Wiener Kaffeehaus "Rüdigerhof" läutete man das Rauchverbot mit einem Countdown ein.
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Im Cafe International (CI) am Ottakringer Yppenplatz war laut Kellnerin Mirella mehr los als zu Silvester. Auch die vielen Blicke auf die Uhr erinnerten sie und so manchen Gast an den Jahreswechsel. Angestoßen auf ein neues Zeitalter hat aber auch im CI niemand. Ganz in der Nähe, im Weberknecht am Gürtel, läutete eine Glocke die rauchfreie Zeit ein. Pfiffig war dort die Idee zum Tschikstummeleinsammeln: Wer einen Aschenbecher an die Bar brachte, erhielt ein Getränk.

Vom lokaldichten Bermuda-Dreieck in der Innenstadt bis zur Partymeile am Gürtel – überall das gleiche Bild: Tausende rauchende Gäste wichen auf die Straße aus. Manche stört das gar nicht, andere befürchten Erkältung und Lungenentzündung. Manche denken ans Aufhören, andere wollen sich nichts mehr vorschreiben lassen.

Kontrollen ab Freitagmittag

In Wien war bereits im Vorfeld vor Kontrollen unmittelbar ab Inkrafttreten des Nichtrauchergesetzes gewarnt worden. "Schonfrist gibt es keine", hatte es geheißen. Tatsächlich kontrolliert wurde aber erst am Freitagmittag. Rund zehn Mitarbeiter waren in der Stadt unterwegs.

In zumindest zwei oststeirischen Diskotheken – einer großen und einer etwas kleineren – hat das Rauchverbot nach Mitternacht kaum einen der Gäste interessiert. Die meisten Raucher qualmten einfach weiter. Bei der Landespolizeidirektion Steiermark hieß es auf Nachfrage, dass keine Anzeigen eingelangt sind. Ein Sprecher betonte aber auch noch einmal, dass die Uniformierten weder für Kontrollen zuständig sind noch eine Handhabe hätten.

Shisha-Bars warten auf Entscheidung

Ursprünglich von Rot-Schwarz beschlossen, wurde es von der Türkis-Blau gekippt, um nach Volksbegehren und Ibiza vom Parlament im Spiel der freien Kräfte beschlossen zu werden. Offen sind Klagen von Betreibern von Shisha-Bars, die eine Ausnahme erreichen wollen. Mit einer Entscheidung wird nicht vor 2020 gerechnet. (elas, honz, lauf, mvu, simo 1.11.2019)