Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (li.), der auch Aufsichtsratspräsident der Energie AG Oberösterreich ist, zieht mit dem Chef des Landesenergieversorgers, Werner Steinecker, an einem Strang, wenn es darum geht, Kohle aus Daten zu machen.

Foto: ho

Linz – In Riedersbach im Bezirk Braunau stand jahrzehntelang ein Kraftwerk. Die Energie AG Oberösterreich, die früher OKA hieß, befeuerte dieses ursprünglich mit Braunkohle, nach dem 1994 erfolgten Umbau dann mit Steinkohle. Seit drei Jahren kommt gar keine Kohle mehr zum Einsatz, im Gegenteil; das Kraftwerk Riedersbach wurde 2016 stillgelegt, seit zwei Jahren wird am Standort bildlich gesprochen mit Daten Kohle gemacht.

Die Schwarz-Gruppe mit dem Vorzeigeunternehmen Lidl hat 2017 ebendort ein Rechenzentrum in Betrieb genommen, das größte Österreichs. "Der Standort ist ideal, verfügt über zwei Stromverbindungen, eine von Braunau / St. Peter kommend, die andere von Salzburg. Und vor allem: Es gibt Kühlwasser aus der Salzach. Das ist wahrscheinlich das Hauptasset neben der Glasfaserverbindung, die es auch gibt", sagte Energie-AG-Oberösterreich-Chef Werner Steinecker dem STANDARD. Lidl erspare sich dadurch an die 1,8 Millionen Euro pro Jahr gegenüber einer alternativ nötigen Kühlung mittels Strom.

Oberösterreich statt südliches Schweden

Die Schwarz-Gruppe habe bereits so gut wie entschieden gehabt, ihr Rechenzentrum in Südschweden zu bauen, und sei dann im letzten Moment umgeschwenkt, nicht zuletzt wegen des Wassers. Nun wittert man in Oberösterreich die Chance, weitere Rechenzentrenbetreiber nach Riedersbach zu locken. Rein kapazitätsmäßig gehe es sich am Standort aus, nach dem Vorbild des Lidl-Datencenters 36 weitere dort hinzustellen, sagte Steinecker. Auch den notwendigen Strom könne man liefern, außerdem habe man eine Baugenehmigung samt gültiger Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für ein Gaskraftwerk in der Schublade. Noch sei der Gaspreis zu hoch, der Strompreis zu niedrig, um mit dem gut 260 Millionen Euro teuren Bau beginnen zu können.

Bei einem Großhandelspreis von 60 Euro je Megawattstunde und mehr sei die Wirtschaftlichkeit gegeben. Ein Gaskraftwerk mit 400 MW in Riedersbach hätte den Charme, dass Netzkosten eingespart und der Strom somit noch günstiger an Betreiber von Rechenzentren am Standort abgegeben werden könnte. Zum Vergleich: Derzeit schwankt der Strompreis an der Börse um die 50-Euro-Marke je Megawattstunde.

Auch Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner ist Feuer und Flamme für Glasfaser, Digitalisierung und Kohle machen mithilfe von Daten. Von der Breitbandmilliarde, die die Bundesregierung ausgelobt hat, seien bisher 600 Millionen ausgespielt worden; Oberösterreich habe sich davon 205 Millionen gesichert, ein Drittel der Mittel.

Intensiv verhandelt wird auch mit Google. Der US-Suchmaschinenbetreiber ist weiter auf der Suche nach einem passenden Standort für ein Rechenzentrum. Dieses könnte, geht es nach den Vorstellungen der oberösterreichischen Politik, in Kronstorf entstehen, wo drei Glasfasernetze zusammentreffen. (Günther Strobl, 2.11.2019)