Swarovski-Kristalle sind heiß begehrt, auch und vor allem im Ausland.

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Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Diesen Spruch hörte man in den letzten Monaten öfter im Zusammenhang mit diversen wirtschaftspolitischen Krisenherden, die auf der globalen Konjunktur lasten. Andererseits gewöhnen sich Unternehmen und Konsumenten mitunter an die Unsicherheit und lernen damit zu leben.

Global tätige Betriebe sind hierzulande die Ersten, die einen Stimmungswechsel in der Weltwirtschaft spüren. Ihr Geschäft läuft noch: Die heimischen Ausfuhren stiegen im dritten Quartal um 0,7 Prozent und stützen damit das österreichische Wachstum, wie die jüngsten Lagebeurteilung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) ergab. Die Abschwächung der Konjunktur setzt sich zwar fort, aber die Landung könnte sanfter werden als befürchtet.

Damoklesschwerter

Bei den drei Damoklesschwertern – Brexit, Handelskrieg und Konjunkturflaute in Deutschland -, die derzeit über den heimischen Exporteuren hängen, zeigte sich nämlich zuletzt etwas Entspannung. Ein Überblick.

·Deutschland durchgetaucht Zwei negative Quartale in Folge haben Deutschland eine Rezession beschert. Die Autoindustrie, das größte Sorgenkind, steckt noch in der Krise, aber jüngste Ergebnisse von Volkswagen etwa zeigen, dass auch bei stagnierender Produktion üppige Gewinne anfallen.

Die Gesamtwirtschaft hat sich nach monatelanger Talfahrt im Herbst wieder etwas gefangen. Das vom Münchner Ifo-Institut letzten Freitag veröffentlichte Barometer für das Geschäftsklima im Oktober blieb überraschend stabil. Für die monatliche Umfrage unter rund 9000 Managern war von Ökonomen ein leichter Rückgang erwartet worden.

Ende des Abschwungs in Sicht

Nun rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin mit einem Ende des Abschwungs im letzten Quartal dieses Jahres.

Das sind gute Nachrichten für Österreichs Exporteure. Schließlich gehen 30 Prozent aller Ausfuhren an den nördlichen Nachbarn. Doch die Krise der deutschen Autoindustrie war ohnehin nicht eins zu eins nach Österreich geschwappt, gibt Wifo-Ökonomin Yvonne Wolfmayr zu bedenken. Im Gegenteil: Im ersten Halbjahr lieferten heimische Betriebe um 22 Prozent mehr Autos als im Vorjahr ins Ausland. Dabei schlägt sich der Jaguar-Auftrag für den steirischen Automobilzulieferer Magna nieder, sagt die Ökonomin. Die Luxuskarossen dürften außerdem bis auf weiteres zollfrei in ihre Heimat verschifft werden.

Beruhigung beim Brexit

Die Gruselstimmung an Halloween musste bei den Briten abgesagt werden. Die neuerliche Verschreibung des Brexit-Stichtags, nunmehr der 31. Jänner, nährt die Hoffnung der Wirtschaft, dass ein chaotischer Austritt verhindert wird. Das scheidende EU-Mitglied ist Österreichs neuntgrößter Exportmarkt. Die größere Gefahr für heimische Betriebe liegt in einem ungeordneten Brexit. Dieses Risiko ist nun gesunken. Egal welcher Handelsvertrag zwischen London und Brüssel am Ende des Tages ausgetüftelt wird, zumindest bis Ende 2020 bleiben alle EU-Regeln auch bei den Briten in Kraft, sagt Harald Oberhofer, Ökonom am Wifo und der WU. Das gibt mehr Planungssicherheit. Tauwetter herrscht aber abseits Europas.

Hoffnung im Handelsstreit

Zwischen den USA und China zeichnet sich eine erste Übereinkunft im Handelsstreit ab. Im November wollen beide Seiten ein Teilabkommen unterzeichnen. Weitere Zölle hat das Weiße Haus zwar im Köcher, doch das Risiko dieser Handelspolitik steigt. Die US-Wirtschaft konnte ihr Wachstumstempo zuletzt dank des robusten Privatkonsums in etwa halten. Zusätzliche Zölle würden die bisher weitgehend unangetasteten Konsumgüter wie Smartphones treffen. Angesichts der unsicheren Lage hat die US-Notenbank zuletzt den Leitzins gesenkt, um die Konjunktur zu stützen.

Das hilft indirekt auch der heimischen Wirtschaft. Die USA sind Österreichs zweitgrößter Handelspartner. Hiesige Betriebe lieferten im Vorjahr erstmals Waren im Wert von über zehn Milliarden Euro. Solange jener Zollstreit zwischen Washington und Brüssel nicht eskaliert – eine Entscheidung über US-Autozölle steht im November an -, könnten Österreichs Betriebe sogar in neue Nischen in China und den USA vordrängen, sagt Wolfmayr.

Insgesamt dürften die jüngsten globalen Entwicklungen Österreichs Exporteure trotz des konjunkturellen Abschwungs positiv stimmen: Der Schrecken sitzt doch nicht so tief wie gedacht. (Leopold Stefan, 2.11.2019)