Die Musikerin und Poetin Patti Smith wurde in ihrem geliebten Wien geehrt.

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Zum ersten Mal war Patti Smith 1976 in Wien, zwei Jahre später kam sie wieder, kaufte sich eine Klarinette, spielte im Konzerthaus und äußerte sich – festgehalten in der Dokumentation "20 Stunden mit Patti Smith" – positiv über Mozarts "Instrument der Liebe". Noch faszinierter zeigte sich Smith aber von Wiens "Genie-produzierender" Aura. "What is it about this town?", fragte sie damals und kam immer wieder gerne zurück, als wollte sie genau das herausfinden.

"This town" beziehungsweise "this country" hat nun, mehr als 40 Jahre später, auch das Genie in Patti Smith ganz offiziell anerkannt: in Form des Ehrenzeichens der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst.

Godmother of Punk

Smith gilt als "Godmother of Punk". Die gar biedere deutsche Übersetzung als "Patentante" könnte der aufgeheizten Stimmung im Manhattan der frühen 1970er wohl nicht entgegengesetzter sein. Dort und zu dieser Zeit war es, als Smith, die sich damals mit Robert Mapplethorpe von Luft, Liebe und – besonders in Mapplethorpes Fall – auch ein paar anderen Substanzen ernährte, ihre so einflussreiche Punkpoesie entwickelte.

Die 1946 in Chicago in eher ärmliche Verhältnisse geborene Patricia Lee Smith hatte früh kleine Erfolge mit Lesungen, spielte am Theater, malte und – am wichtigsten – schrieb. Bis heute sieht sie sich vor allem als Poetin. 1975 veröffentlichte sie mit "Horses", dessen von Mapplethorpe geschossenes Cover eine Ikone der Musikfotografie darstellt, ihr Debüt. Patti Smith ist nicht nur Wegbereiterin der Punk-Bewegung, ihr bewusst androgynes Auftreten und ihre starke und prägende Präsenz in einer männerdominierten Musikkultur machten sie zu einer wichtigen Figur für die Frauenbewegung, auch wenn sie sich selbst nicht als Feministin bezeichnet.

"Because the Night" auch in Wien

"Because the Night", verfasst von Bruce Springsteen, erschien 1978 und sollte ihr größter Hit werden – auch bei der Verleihung des Ehrenzeichens am Mittwoch gab sie ihn zum Besten.

In den 1980ern zog sich Smith immer mehr ins Private zurück. Nach dem Tod ihres Ehemanns und Vaters ihrer beiden Kinder, Fred "Sonic" Smith, urgierten Michael Stipe (R.E.M), Allen Ginsberg und Bob Dylan ein Comeback. Seitdem veröffentlicht sie regelmäßig neues Material in diversen Medien.

Auch als Fotografin hat sie sich einen Namen gemacht. 2016 zeigte Patti Smith einige Arbeiten im Metro-Kinokulturhaus. Auch Fotos aus Wien waren dabei. (Amira Ben Saoud, 1.11.19)