Eine polnische Investigativjournalistin ist angeblich in eine Trollfabrik eingedrungen.

Foto: apa/dpa/oliver berg

Eine Trollfabrik in Polen ist wohl aufgeflogen. Die polnische Investigativreporterin Katarzyna Pruszkiewicz hat sich im Rahmen ihrer Recherche für "Investigative Europe" Undercover bei dem Unternehmen Cat@Net einen Job besorgt, wo sie auf Twitter und Co gefälschte Inhalte verbreitete. Entdeckt hatte sie die Firma durch einen Hinweis, sechs Monate lang war die Reporterin daraufhin dort tätig. Unter anderem wurden die Beiträge für polnische Politiker – sowohl der Regierung als auch der Opposition – erstellt.

Unterschiedliche politische Positionierungen

Pruszkiewicz schreibt in ihrem Bericht gemeinsam mit zwei Kollegen, dass sie für ihren Auftraggeber beispielsweise Personen aus der LGBTQ+-Community attackierte und Lehrer beschimpfte, die zu diesem Zeitpunkt in Polen streikten. Insgesamt wurden 179 verschiedene Accounts von 14 Personen betreut, wobei einige von ihnen tausende Follower zählen. Je nach politischer Positionierung des jeweiligen Kunden wurden verschiedene Konten genutzt. Auch werde Werbung für andere Firmen gemacht – etwa für die Rüstungsindustrie.

Widerspruch

Das Unternehmen wurde staatlich subventioniert, da auch behinderte Personen dort arbeiten dürfen. Auf den Bericht reagierte es, indem es fast sämtliche Informationen von seiner Website entfernte. Übergeblieben ist nur ein langer Text, der den Behauptungen von "Investigative Europe" zur Gänze wiederspricht und rechtliche Mittel ankündigt. Demnach handle es sich um keine "Troll-Farm", eher würden Mitarbeiter selbst online diskutieren, die Leitung der Firma würde sie aber trainieren. (red, 2.11.2019)