Türkis-Grün ist in der Bevölkerung derzeit die beliebteste Koalitionsvariante.

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Wien – Die Zustimmung für eine Koalition zwischen ÖVP und Grünen ist in Bevölkerung seit der Wahl deutlich gestiegen. Das untermauern nicht nur die veröffentlichten Umfragen. Auch Meinungsforscher sehen eine klare Tendenz in diese Richtung. Das liege vor allem daran, dass die Bevölkerung eine stabile Regierung wünsche, sagt der Meinungsforscher Peter Hajek.

Die Beliebtheit einer türkis-grünen Koalition wurde vor der Wahl nur selten abgefragt, galt diese Variante aufgrund der Umfragedaten doch als eher unwahrscheinlich. Regelmäßig abgefragt wurden die Werte für diese Konstellation vom Institut Research Affairs für die Tageszeitung "Österreich". Demnach war der Zuspruch bis zur Wahl äußerst niedrig, nur zwei bis fünf Prozent konnten sich dafür erwärmen.

Nach der Nationalratswahl vom 29. September, die einen Sieg von ÖVP und Grünen brachte, wendete sich das Blatt. Laut den Research-Affairs-Umfragen schnellte Türkis-Grün als Wunschkoalition auf Platz eins hoch, bis zu 29 Prozent der Befragten erklärten diese zu ihrer bevorzugten Variante.

Umfragen bestätigen Türkis-Grün

Auch eine Market-Umfrage für den STANDARD vom 21. Oktober zeigte, dass der Zuspruch zu den Grünen in der Regierung groß ist. Während 85 Prozent der Befragten wünschten, dass die ÖVP in einer kommenden Koalition vertreten ist, wollen 63 Prozent die Grünen dort sehen, 45 Prozent die Neos. Bei der SPÖ erklärten hingegen 54 Prozent, dass die Partei keine Minister stellen soll. Noch stärker ist die Ablehnung einer FPÖ-Regierungsbeteiligung: 68 Prozent sind laut dieser Umfrage dagegen.

Auch eine Unique-Research-Umfrage für das "Profil" vom 5. Oktober zeigte diesen Trend: Laut der von Hajek durchgeführten Erhebung wären 57 Prozent der Österreicher mit einer Koalition zwischen ÖVP und Grünen einverstanden, 21 Prozent sprachen sich explizit dafür aus, 36 könnten "damit leben". Die zweitbeliebteste Koalitionsvariante wäre demnach mit 53 Prozent ein Dreierbündnis aus ÖVP, Grüne und Neos (18 Prozent "bevorzuge ich", 35 Prozent "kann damit leben"). Nur 42 Prozent wären mit einer Neuauflage der Türkis-Blauen Koalition einverstanden. Mit 23 Prozent war hier allerdings die Rubrik "bevorzuge ich" am stärksten vertreten.

Auch OGM hat eine hohe Zustimmung für Türkis-Grün gemessen. Ganze 42 Prozent wünschen sich in der vom "Kurier" publizierten Umfrage mit 503 Befragten eine türkis-grüne Regierung, nur 26 Prozent eine türkis-blaue und gar nur 19 Prozent eine türkis-rote.

Interessant sind auch die Zustimmungsraten nach Parteipräferenz: So wird eine türkis-grüne Koalition von 48 Prozent der ÖVP-Wähler und von 96 Prozent der Grün-Wähler befürwortet. Jeder dritte ÖVP-Wähler ist für Türkis-Blau, unter den FPÖ-Wählern sind es 76 Prozent.

Meinungsbild kann sich drehen

Hajek erklärt im Gespräch, die Österreicher würden eine "stabile Regierung" wollen, "zwei Partner, die sich gut verstehen und etwas weiterbringen". Es sei dabei zwar nicht allen egal, ob es Türkis-Blau oder Türkis-Grün wird, aber sofern die Koalition aus Sicht der Wähler erfolgreich ist, werde sie auch gut angenommen. Das Meinungsbild könne sich aber schnell drehen: Vor der Nationalratswahl 1999 etwa hätten alle von der großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP geschwärmt. Dann kam es zu Schwarz-Blau, und diese Variante habe dann auch bald Zustimmung erfahren.

Auch Market-Meinungsforscher David Pfarrhofer sieht die Zustimmung zu den Grünen deutlich gestiegen. Sie würden sich freilich bei der Frage, ob sie in einer Regierung vertreten sein sollen, leichter tun als die FPÖ. Denn die Blauen polarisierten deutlich stärker und seien daher mit massiverer Ablehnung konfrontiert. (APA, 3.11.2019)