Cem Özdemir und Claudia Roth werden nun mit dem Tod bedroht.

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Die deutschen Medien sind in Sorge. Könne es sein, so Magazine und Zeitungen in aktuellen Titelstorys, dass die AfD in den jüngsten Wahlkämpfen recht gehabt habe, als sie sich über eingeschränkte Meinungsfreiheit ereiferte? Könne es sein, dass man wirklich "nicht mehr alles sagen" dürfe, wegen Auswüchsen politischer Korrektheit?

Es ist eine Debatte vor bizarrem Hintergrund. Denn tatsächlich gab es zuletzt in Deutschland Gewalt – Gewalt mit dem Ziel der Einschüchterung und des Erstickens von Dissens. Den Tätern ging es aber nicht darum, inklusive Sprache zu erzwingen oder ein Ende sexistischer Witze.

Ganz im Gegenteil: Die mutmaßlichen Mörder waren Rechtsradikale. Im Juni wurde CDU-Politiker Walter Lübcke erschossen. Ihn hatten seit seinen Äußerungen zur Migration 2015 Wellen rechtsradikalen Hasses überrollt. Letzterer ist auch Cem Özdemir und Claudia Roth von den Grünen gewiss, die nun mit dem Tod bedroht werden.

Gemeinsam haben Lübcke, Özdemir und Roth auch, dass sie "Kritik" von AfD und Co trifft und traf – ohne Forderung nach Gewalt, aber laut, schrill und in der Sache oft nah an der Sicht der Extremisten. Dass die Partei Argumente nicht vorbringen könne, kann keiner behaupten – im Gegenteil: Immer weiter dehnt sie die Grenzen des Sagbaren. Wenn sie sich nun also auch noch über soziale Sanktionen beschwert, die angeblich jenen drohen, die Hass und Zwietracht säen, kann man nur sagen: Wäre es doch endlich so! (Manuel Escher, 3.11.2019)