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Besonders deutlich zeigen sich die Probleme mit iOS 13.2 auf älteren iPhones.

Foto: REGIS DUVIGNAU / REUTERS

Eines kann man Apple wahrlich nicht vorwerfen: Untätigkeit. In den vergangenen Wochen hat das Unternehmen eine Fülle an Updates für sein mobiles Betriebssystem iOS veröffentlicht. Freilich geschah dies nicht ganz freiwillig. Eine Vielzahl an Problemen führte dazu, dass Apple immer neue Versionen in raschem Abstand freigeben musste. Einige der gröbsten Fehler hat man dabei mittlerweile ausgeräumt. Und doch will sich die Lage nicht so recht beruhigen. Und das liegt daran, dass die Folge-Updates erst recht wieder frische Bugs eingeschleppt haben.

iOS 13.2

Vor wenigen Tagen hat Apple iOS 13.2 veröffentlicht, und dies sorgt nun für Ärger bei vielen Nutzern. Stellt sich doch heraus, dass dieses von einem äußerst aggressiven Speichermanagement geplagt ist. Dadurch werden im Hintergrund laufende Apps viel früher als bisher gekillt. Das führt wiederum dazu, dass die betreffenden Programme bei einem Neustart komplett frisch geladen werden müssen, was nicht zuletzt zu einer merklichen Verzögerung führt – und zu allen möglichen Folgeproblemen.

Wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist, hängt nicht zuletzt davon ab, welche App man gerade im Vordergrund benutzt. So dürfte iOS 13.2 sehr viel Speicher für die Bildverarbeitung in der Kamera beim iPhone 11 reserviert haben, wodurch hier fast alle anderen Apps aus dem RAM geworfen werden, wie Softwareentwickler Marco Arment auf Twitter beklagt.

"Wahnsinn"

Der bekannte Apple-Blogger John Gruber von Daring Fireball spricht gar davon, dass ihn iOS 13.2 "in den Wahnsinn treibe". Um das Ausmaß des Problems zu sehen, reiche es, ein Youtube-Video auf Safari zu öffnen. Nach einem kurzen Wechsel auf eine andere App müsse Safari beim folgenden Aufruf wieder neu gestartet werden – was auch dazu führt, dass das Video wieder am Anfang beginnt.

Andere Nutzer finden noch deutlichere Worte: Nach dem Update sei es gerade auf älteren iPhones mit weniger RAM so, als sei gar kein Multitasking mehr vorhanden. So könne es etwa dazu kommen, dass der Entwurf einer Mail verlorengeht, wenn man nur kurz auf eine andere App wechselt. Auch die Webview-Anzeige in vielen Apps werde oft gekillt, wodurch etwa Formulareingaben verlorengehen könnten. Und wer Online-Shopping am iPhone betreibt, sollte das ebenfalls besser in einem Durchgang erledigen. Ein Entwickler einer SSH-App berichtet wiederum davon, dass man neue Tricks anwenden musst, um zu verhindern, dass Verbindungen dauernd abreißen.

Details

Übrigens treten die beschriebenen Probleme selbst dann auf, wenn nur kurz das Display abgeschaltet wird – ein App-Wechsel ist also nicht immer vonnöten. Dass sich diese Effekte zum Teil sogar auf dem iPad Pro mit 6 GB RAM zeigen, verweist ebenfalls darauf, dass Apple bei der Entwicklung der neuen Version grobe Fehler unterlaufen sind – hier sollte eigentlich genügend Platz vorhanden sein, um viele Apps gleichzeitig im Speicher zu behalten.

Vergleiche

Die ganze Episode erinnert an jene Probleme, von denen Googles Pixel 3 beim Marktstart vor einem Jahr geplagt war. Während viele Tester dies zunächst daran festmachten, dass das Gerät "nur" 4 GB RAM hat, stellte sich später heraus, dass Google bei der Integration eines neuen Systems zum Speichermanagement gepatzt hatte. Dieses tendierte dazu, das RAM allzu offensiv aufzuräumen. Google bereinigte das Problem wenige Wochen später über ein Wartungs-Update.

Ausblick

Angesichts der aktuellen Kritik ist auch bei Apple davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit ein Update folgen wird, das die beschriebenen Probleme ausräumt. Gleichzeitig muss sich Apple aber zusätzliche Vorwürfe gefallen lassen. Immerhin hatten Betatester schon in den vergangenen Wochen vor ebendiesen Problemen gewarnt. Die zugehörigen Fehlerberichte wurden aber weitgehend ignoriert. Stattdessen wurde iOS 13.2 in seiner derzeitigen Form veröffentlicht – und damit in einer, bei der Apple von den Problemen bereits wissen musste. (red, 4.11.2019)