Der Sommer wollte heuer partout nicht weichen. Das ist einerseits schön, wird allmählich aber ganz schön bedenklich. Die Autoindustrie ist eine jener Branchen, die wegen der voranschreitenden Erderwärmung an Konzepten zum langfristigen Überleben tüftelt. Eines davon ist der Elektroantrieb. Kia hat früh darauf gesetzt, brachte 2015 den e-Soul auf die Straße, nun ist die zweite Generation dran.

Die einen sagen Schachtel dazu, die anderen lieben gerade diese kantige Form, die der Kia e-Soul auch in zweiter Generation vorweist.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Wir wollten wissen, wie alltagstauglich das Auto ist. Laut Statistik beschränken sich die Tagesfahrwege im Schnitt auf rund 30 Kilometer. Tatsächlich sind es manchmal null, mitunter aber auch deutlich mehr. Zusammengezählt und durchdividiert ergibt es den Durchschnitt, Statistik eben. Im realen Leben gibt es im Zusammenhang mit Elektroantrieben weitverbreitete Ängste, irgendwo hängenzubleiben, weil das E-Auto anders als ein Diesel oder Benziner von Haus aus über eine geringere Reichweite verfügt und auch nicht an jeder Ecke auf die Schnelle an die Steckdose kann.

Auf nach Fuschl

Da traf es sich gut, dass die Stromwirtschaft zu einem Kongress nach Fuschl rief. Von Wien nach Fuschl sind es knapp 300 Kilometer. Das ist nicht allzu viel auf der Autobahn, für ein Elektroauto aber auch nicht nichts.

Der Tankstutzen liegt beim e-Soul gleich hinter der Front.
Foto: Andreas Stockinger

Reichweite

Kia selbst gibt die Reichweite des e-Soul mit 452 Kilometer an. Das ist eine gute Nachricht für all jene, die nicht Durchschnitt sind und hie und da aus dem statistisch errechneten 30-km-Radius ausbrechen müssen. Der Weg nach Fuschl sollte sich mit fast vollem Akku ohne Ladestopp ausgehen.

Äußerlich wurden beim neuen Kia Soul, den es in Europa nur mehr in der Elektroversion gibt, die kantigen Schnitte beibehalten. Das Auto polarisiert. Die einen sagen Schachtel, die anderen lieben den koreanischen Crossover gerade deswegen. Eine Besonderheit sind die "Augen": Schmale LED-Scheinwerfer ziehen sich, durch eine Chromleiste verbunden, über die gesamte Front des 1,80 Meter breiten Modells.

Im Kia e-Soul ist nun ein Gangwahldrehschalter.
Foto: Andreas Stockinger

Breite und Stabilität vermitteln auch die neuen LED-Nebelscheinwerfer, die prägnanter sind als die runden, tiefer platzierten des Vorgängermodells. Dort, wo sich bei Diesel oder Benziner der Kühlergrill befindet, ist beim Kia e-Soul der Ladeanschluss eingebaut.

Farbe statt nur Luft

Völlig neu präsentiert sich das Wageninnere. Ein Gangwahldrehschalter ersetzt den aus dem Vorgängermodell gewohnten Wählhebel, aus den seitlichen Lüftungsdüsen scheinen neben Luft und Sound auch Farben zu strömen. Sie sind Teil der optional frequenzgesteuerten Ambientebeleuchtung, individuell konfigurierbar. Selbstredend gibt es auch viele praktische Helferlein, die selbst Autobahnfahrten kurzweilig machen. Während es im Fond jede Menge Ablageflächen gibt, ist der Kofferraum eher bescheiden.

Das Design wird schlüssig bis ins Heck gezogen.
Foto: Andreas Stockinger

Gar nicht bescheiden sind die 204 PS bzw. 64 kWh aus dem Lithium-Ionen-Polymer-Akku. Damit könnte man ordentliche Sprünge machen. Wenn aber ankommen das Ziel ist, empfiehlt sich entspanntes Fahren. Und tatsächlich, in Fuschl gab es noch eine satte Reserve an Kilometern. (Günther Strobl, 20.11.2019)