In einem Leserbrief hat Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, Anmerkungen zum "Eiertanz um das König-Abdullah-Zentrum".

Die Forderung nach der Schließung des König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen Dialog offenbart leider wieder einmal die oberflächliche und sehr oft uninformierte Haltung, die in der österreichischen Politik seit geraumer Zeit Einzug gehalten hat.

Dass ein Austritt Österreichs aus diesem völkerrechtlichen Vertrag noch lange keine Schließung nach sich ziehen würde, scheint manchen der parlamentarischen und außerparlamentarischen Demonstrantinnen und Demonstranten nicht bewusst zu sein. Dass das Zentrum prosaudische Propaganda betreibt, kann man schwer nachweisen, als fallweiser Besucher von Veranstaltungen ist mir persönlich dies bislang nicht aufgefallen. Wer sich die Mühe macht, die Webseite des Zentrums zu besuchen, wird eine Fülle von Projekten im Sinne des Dialogs, des Kampfes gegen Fremdenfeindlichkeit und der Friedenserziehung finden. In Österreich wurde zum Beispiel eine Reihe von höchst lobenswerten Dialog- und Integrationsprojekten finanziert.

Zweifellos Widersprüche

Der Sitz des Abdullah-Zentrums am Schottenring.
Foto: APA/Herbert Neubauer

Zweifellos bestehen Widersprüche zwischen dem Programm des Zentrums und der konkreten Politik seines Financiers. Für Proteste gegen die Politik Saudi-Arabiens, die ich durchaus für angebracht halte, ist das Zentrum in der Wiener Innenstadt jedoch die falsche Adresse, die gehören vor die Botschaft des Königreiches Saudi-Arabien in Döbling.

Wenn eine Kritik angebracht ist, dann sollte sich diese an die seinerzeitige Bundesregierung wenden, welche die Gründung des Zentrums massiv betrieben hat.

Man war damals fasziniert davon, ein herabgekommenes Ringstraßenpalais an den Mann bringen zu können, und hat sich dann in erster Linie damit beschäftigt, welche politischen Günstlinge dort zu hochdotierten Posten kommen können. Von österreichischen Beiträgen zur Ausarbeitung eines tragfähigen und zukunftsorientierten Arbeitsprogrammes war nichts zu hören.

Billig punkten

Die österreichische Politik – und dies trifft weitgehend sowohl auf Regierungs- als auch auf Oppositionsparteien zu – beschäftigt sich vorrangig mit Oberflächenphänomenen, bei denen man billig und einfach punkten möchte. Dies ist zweifellos kein Rezept, die vielen und gravierenden bereits bestehenden und noch mehr auf uns zukommenden Probleme zu lösen. Der Eiertanz um das König-Abdullah-Zentrum ist ein Beispiel unter vielen.

Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, 1100 Wien. (4.11.2019)