Zuletzt waren die Bundesgrünen mit Werner Kogler ein Jahr lang in der Lindengasse in Wien-Neubau untergebracht. Anfang 2019 erfolgte der Umzug mit der Wiener Landespartei in ein Bürohaus im dritten Bezirk.

Matthias Cremer

Die Schatten der Vergangenheit wird das Gebäude aber nicht los: Seit fast einem Jahr hängt der schlichte weiße, mittlerweile vergilbte A4-Zettel mit der Umzugsinformation im Schaukasten.

Matthias Cremer

Auf den Klingelschildern vor dem Haus sind noch immer "Landesbüro", "Bundesbüro" oder "Parteientwicklung" zu lesen.

Matthias Cremer

Die Nachnutzung der einstigen Zentrale der Wiener Grünen in der Lindengasse ist noch unklar.

Matthias Cremer

Wien – Die Fenster im Erdgeschoß sind innen mit hellen Holzbrettern verschlagen. Vor dem Seiteneingang ist das markante Eisengitter schon länger nicht mehr geöffnet worden. Im Gebäude brennt kein Licht, es herrscht tote Hose in der Lindengasse 40.

Das Haus mitten im Wiener Bezirk Neubau, der Hochburg der Grünen auch bei der vergangenen Nationalratswahl, war 26 Jahre lang das Hauptquartier der Wiener Grünen. Im Dezember 2018 erfolgte der Auszug. Die Schatten der Vergangenheit wird das Gebäude aber nicht los: Seit fast einem Jahr hängt der schlichte weiße, mittlerweile vergilbte A4-Zettel mit der Umzugsinformation im Schaukasten. Und auf den Klingelschildern vor dem Haus sind noch immer "Landesbüro", "Bundesbüro" oder "Parteientwicklung" zu lesen.

Denn die Lindengasse war nach dem grünen Debakel bei der Nationalratswahl 2017 und dem damit verbundenen Rauswurf aus dem Parlament auch die Heimat der verbliebenen Bundespartei. Bundessprecher Werner Kogler erhielt hier ebenfalls ein Jahr lang ein Büro zur Verfügung gestellt. Schließlich mussten die Bundesgrünen nicht nur ihre Parlamentsklub-Räumlichkeiten in der Löwelstraße verlassen, sondern aus finanziellen Gründen auch die Parteizentrale am Rooseveltplatz aufgeben.

Unterschlupf im dritten Bezirk

Samt den Wiener Grünen zog Kogler Anfang 2019 dann mit seinem Rumpfteam in die neue Landeszentrale in die Würtzlerstraße im Bezirk Landstraße um. Nach dem Wiedereinzug ins Parlament wird den Bundesgrünen der von den Wienern zugestandene Platz im modernen Bürohaus Kubus aber zu klein. Ein weiterer Umzug steht an.

Offiziell ist die Suche nach einem neuen grünen Headquarter aber noch kein Thema. "Es gibt aktuell weder einen konkreten Zeitplan noch Standortüberlegungen", heißt es vonseiten der Grünen auf Anfrage. "Der aktuelle Fokus unserer Arbeit liegt auf dem Aufbau des Parlamentsklubs und den laufenden Sondierungsgesprächen" mit der ÖVP. Die Bundespartei werde "vorerst weiterhin Büroräumlichkeiten bei den Wiener Grünen nutzen".

Hinter vorgehaltener Hand geht man bei den Wienern aber davon aus, dass an einem Umzug der Bundespartei eher früher als später kein Weg vorbeiführen wird. Schließlich werken aktuell nur fünf Mitarbeiter der Bundespartei im Kubus – und hier dürfte bald aufgestockt werden. Zum Vergleich: 2017 waren 126 Mitarbeiter vom Rauswurf der Grünen aus dem Nationalrat direkt betroffen – davon 18 Mitarbeiter der Bundespartei. Eine neue Parteizentrale wird es vor 2020 aber nicht geben, heißt es von den Grünen.

Comeback des Parlamentsklubs in der Löwelstraße

Kogler selbst dürfte sein Büro im Kubus im Stadtteil TownTown aber schon bald übersiedeln: Der Bundessprecher und Neoklubchef wird mit dem im Aufbau befindlichen Parlamentsklub neue Räumlichkeiten beziehen. Und wie es aussieht, werden die Grünen ein Comeback in der Löwelstraße feiern: "Wenn die Parlamentsdirektion zustimmt, werden wir dort vorübergehend in einem Stockwerk untergebracht sein", heißt es von den Grünen. Die Parlamentsdirektion hat ihre finale Entscheidung noch nicht getroffen. Man sei mit den Grünen "im Gespräch", sagte ein Sprecher.

Auf alle Fälle wird es für die 26 Parlamentarier und ihre Mitarbeiter etwas kuschelig in ihren Büros werden. Denn vor ihrem Rauswurf aus dem Parlament 2017 hatten die Grünen in der Löwelstraße Räumlichkeiten in mehreren Stockwerken zur Verfügung.

Platz genug wäre für die Bundesgrünen in der ehemaligen Wiener Zentrale in der Lindengasse. Eine neuerliche grüne Besiedelung ist nach der Auflösung der alten Mietverträge aber höchst unwahrscheinlich. Besitzer des Gebäudes ist die Uniqa, eine Nachnutzung steht noch nicht fest. "Aktuell können wir ihnen dazu keine Details nennen, weil wir gerade evaluieren, welche Nutzung für dieses Gebäude am besten geeignet ist", heißt es auf Anfrage von der Pressestelle. (David Krutzler, 5.11.2019)