Fast alle Abgeordneten haben für ihn gestimmt, jene von ÖVP und FPÖ sowieso, aber auch jene der Neos und die allermeisten SPÖ-Abgeordneten. Ohne Not und Zwang, wegen der "Usancen". Es war eine geheime Abstimmung ohne Klubzwang. 123 Abgeordnete wählten vor zwei Wochen FPÖ-Chef Norbert Hofer zum Dritten Nationalratspräsidenten. Manche mögen das jetzt bereuen. Aber wer Hofer ist, wofür er steht und wes Geistes Kind viele in seiner Partei sind, das wusste man vorher auch schon.

Während Philippa Strache, bis vor kurzem von der FPÖ finanziell äußerst gut bedacht, ausgeschlossen wurde, noch ehe sie ihren Parlamentssitz erreicht hatte, sieht Hofer beim Abgeordneten Wolfgang Zanger keinen Grund, von seinem Durchgriffsrecht als FPÖ-Chef Gebrauch zu machen. Zanger hat ja nur ein übles Nazi-Liederbuch zu Hause, findet nichts dabei – ist ein Geschenk einer befreundeten Burschenschaft, das wirft man doch nicht weg.

Zangers Gesinnung

Von welcher Gesinnung Zanger ist, das wusste man früher auch schon. In einem ORF-Interview hatte er die guten Seiten des Nationalsozialismus gelobt, da blieb auch Hitlers Autobahn nicht unerwähnt. Und dass sich seine Burschen mit Säbeln blutig schlagen, findet Zanger auch ganz toll.

Von diesem Mandatar will sich Hofer nicht trennen. Das dürfen sich auch ÖVP, SPÖ und Neos an die Fahnen heften. Sie haben Hofer für würdig gehalten, den Nationalrat als einer seiner Präsidenten zu repräsentieren. (Michael Völker, 4.11.2019)

Doris Bures, Wolfgang Sobotka und Norbert Hofer bilden das Nationalratspräsidium.
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