Die Politik verabsäumt es, die für E-Mobilität notwendige Infrastruktur zu schaffen.

APA/dpa/Christophe Gateau

Spätestens als Mitsubishi 2009 beim Genfer Autosalon das E-Auto i-MiEV vorstellte, hätte die Politik verstehen müssen, dass es Zeit wird, die Rahmenbedingungen für die Zukunft der Mobilität zu schaffen. Der i-MiEV war speziell für den europäischen Markt konzipiert worden, und schnell waren auch Peugeot und Citroën überzeugt, die sich den Wagen kurzerhand bei den Japanern einkauften.

Inzwischen sind zehn Jahre vergangen. In diesen gab es viele Versprechungen, viele Ideen und viele Initiativen. Doch umgesetzt wurde davon wenig. Zu wenig. Mit der langsam steigenden Anzahl an E-Autos begann die Auslastung der langsam steigenden Anzahl von (Schnell-)Ladestationen, vor allem entlang der Hauptverkehrsrouten. Es häuften sich die Geschichten von verzweifelten E-Auto-Fahrern, die an den Ladesäulen an der Autobahn Schlange stehen wie andere sonst am Montag in der Früh auf der Südosttangente.

Tesla hat von Beginn an vorgebaut und seine eigenen Schnellladestationen aufgestellt, die auch gar nicht auf die Kompatibilität mit anderen Herstellern abzielen. Lieber versorgt man die eigenen Kunden optimal.

Mängel in der Infrastruktur

Dieser Gedanke ist auch den anderen Anbietern von Ladestationen eigen. Jeder Betreiber hat seine eigene Kundenkarte, für die man sich registrieren muss. Das Bezahlen mit Kreditkarte wird deutlich komplizierter, wenn man einmal vor einer Ladesäule eines anderen Anbieters steht. Die Mängel in der Infrastruktur machen der E-Mobilität aber nicht nur auf der Langstrecke zu schaffen, sondern erst recht in den Städten, wo man ja schwerlich ein Kabel aus dem Fenster zum Auto legen kann.

Es ist lächerlich, welche Hürden den E-Autos und ihren Fahrern immer noch in den Weg gelegt werden. Dabei wird diese Form der Mobilität dringend gebraucht. Man muss schon verblendet sein, um in fossilen Energieträgern weiterhin die Zukunft der Mobilität zu sehen – gerade hierzulande, wo der Strommix dank seiner Sauberkeit für die E-Mobilität geradezu prädestiniert ist. Zudem hat eben erst die TU Wien berechnet, dass das Stromnetz die künftige Zusatzbelastung verkraften sollte.

Inzwischen setzen alle Autohersteller massiv auf die vollständige Elektrifizierung des Antriebsstrangs: BMW seit 2003 mit dem i3, nun mit Mini, und Jaguar mit dem iPace. Smart mutiert zur E-Auto-Marke, und Volkswagen wird mit dem ID.3, dessen Produktion eben anlief, den Markt vermutlich wieder so umkrempeln wie seinerzeit mit dem Start des Golfs. Die anderen folgen.

Immer gleiche Verkehrskonzepte

In der europäischen Politik allerdings brennt der Hut. Das merkt man beim aktuellen Autogipfel in Deutschland genauso wie in heimischen Kommunen, wo seit Jahren die gleichen Verkehrskonzepte für die Zukunft diskutiert werden. Jeder will zwar Vorreiter sein, doch alle setzen viel zu wenig um. Norwegen ist die Ausnahme.

Und auch die Bahn setzt starke Akzente. Sie bietet schon lange eine herrlich unkomplizierte Art, die Langstrecke ökologisch sinnvoll zu bewältigen. Zur Not nimmt man sein Auto im Reisezug mit – schade, dass man dort sein E-Auto nicht gleich aufladen kann. Immerhin hat die ÖBB 28 "Rail and Drive"-Stationen eingerichtet, an denen man sich für die sogenannte "letzte Meile" ein E-Auto mieten kann.

Bei aller berechtigten Kritik an der Politik ist es nicht genug, die Verantwortung auf sie abzuwälzen. Es wird notwendig sein, dass jeder seine eigene Mobilität neu denkt. (Guido Gluschitsch, 4.11.2019)