Im Norden Syriens sichert sich die Türkei zunehmend Einfluss.

Foto: AFP/Delil Souleiman

Ankara – Die Türkei hat nach eigenen Angaben die Schwester des getöteten Chefs der IS-Terrormiliz, Abu Bakr al-Baghdadi, in Nordsyrien gefangen genommen. Ein Regierungsvertreter sagte am Dienstag, die Schwester heiße Rasmiya Awad und sei im nordsyrischen Azaz festgesetzt worden.

Ihr Ehemann, ihre Schwiegertochter und fünf Kinder seien bei ihr gewesen. Die Erwachsenen würden in Azaz verhört. Rasmiya Awad sei 1954 geboren, so der Regierungsvertreter.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, dass es sich um Baghdadis Schwester handle und dass sie in Azaz festgenommen worden sei. Azaz liegt wenige Kilometer von der syrisch-türkischen Grenze entfernt. Der Ort wird seit einer Offensive im Jahr 2016 von syrischen Rebellen kontrolliert, die mit der Türkei verbündet sind.

Schwester Baghdadis sei "Goldmine"

Der Kommunikationschef des türkischen Präsidenten Tayyip Erdoğan, Fahrettin Altun, schrieb auf Twitter: "Die Festnahme von Baghdadis Schwester ist ein weiteres Beispiel für den Erfolg unserer Terrorismusbekämpfung." Details nannte er nicht.

Über die Zahl und den Verbleib der Geschwister Baghdadis ist wenig bekannt. Nach Informationen der "New York Times" hatte der IS-Chef fünf Brüder und mehrere Schwestern. Autor William McCants zufolge, der lange zum IS geforscht hat, dienten zwei Brüder in der irakischen Armee. Einer von ihnen fiel im Krieg gegen den Iran (1980–1988).

Die Informationen, die die Türkei durch die Schwester Baghdadis erhalte, seien eine "Goldmine", sagte der Regierungsvertreter. Ihr Wissen über den "Islamischen Staat" (IS) könne dazu beitragen, weitere Mitglieder der Terrormiliz festzusetzen. "Was wir erfahren, wird der Türkei helfen, sich und den Rest Europas besser vor Terroristen zu schützen."

US-Präsident Donald Trump hatte den Tod Baghdadis am 27. Oktober bekanntgegeben. Ein Spezialkommando der US-Sicherheitskräfte hatte den IS-Anführer demnach in der Nähe der Ortschaft Barisha in die Enge getrieben, bis er in einem Tunnel eine Sprengstoffweste zündete. Nachdem der IS in der Türkei mehrere Anschläge verübt hatte, trat Ankara 2015 der internationalen Anti-IS-Koalition bei.

Der IS bestätigte später den Tod des Anführers und benannte Abu Ibrahim al-Hashimi al-Quraischi zum Nachfolger. (APA, 5.11.2019)