Michail Gorbatschow (li.) und Erich Honecker in der 3sat-Reihe "Der Mauerfall '89 – ungefiltert".

Screenshot: 3sat

"Auf der Tribüne ein stolzer Honecker neben einem nachdenklichen Gorbatschow." Dieser Kommentar begleitete Fernsehbilder der im Gleichschritt marschierenden Nationalen Volksarmee der DDR im Jahr 1989. Die Berliner Mauer war noch nicht gefallen, eine nicht mehr aufzuhaltende Protestbewegung aber bereits auf dem Weg. Die Spannung zwischen den Staatschefs von DDR und Sowjetunion ist einer jener Mosaiksplitter, mit denen die 3sat-Reihe Der Mauerfall '89 – ungefiltert die 30 Jahre zurückliegenden Ereignisse geradezu fühlbar macht.

Das Besondere daran: Statt auf die kommentierende Einordnung aus dem Heute setzt die Reihe des Magazins Kulturzeit diese Woche täglich um 19.20 Uhr auf rund sechsminütige Montagen aus Originalberichten. Entscheidende Momente, aber auch die Stimmung rundherum wird lebendig: der Ansturm von DDR-Bürgern auf die deutsche Botschaft in Prag, der Fall des Eisernen Vorhangs an der österreichisch-ungarischen Grenzen, Tanzende auf der Berliner Mauer. Begleitet werden die Bilder von Glücksschreien, aber auch von Wut und Skepsis. Oft macht sich Fassungslosigkeit breit.

Nicht selten stehen die bemüht nüchternen TV-Kommentare von damals in einem seltsamen Kontrast mit den überbordenden Emotionen, die bei den Ereignissen durchbrechen. Die Bilder und Töne dieses kompakten Geschichtskaleidoskops gehen dadurch umso mehr unter die Haut. Das gilt auch für die Aufnahmen Gorbatschows, wenn er als Gast in der DDR sagt: "Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren." (Karl Gedlicka, 5.11.2019)