Sydney – Ein Umzug ins Flachland soll die seltenen australischen Bergbilchbeutler vor dem Aussterben retten. Wissenschafter haben im Bundesstaat New South Wales ein Zuchtprogramm gestartet, um die winzigen Beuteltiere an ein neues Zuhause außerhalb des Gebirges zu gewöhnen, wie die University of New South Wales mitteilte.

Bergbilchbeutler erreichen eine Körrperlänge von zehn bis 13 Zentimetern (exklusive Schwanz) und bringen 30 bis 60 Gramm auf die Waage.
Foto: APA/AFP/UNSW/Lee Henderson

Der Lebensraum des mausähnlichen Bergbilchbeutlers, von dem es nur noch weniger als 2.500 Exemplare in der freien Wildbahn gibt, ist durch den Klimawandel bedroht. Das Tier mit dem wissenschaftlichen Namen Burramys parvus lebt in der Gebirgsregion im südöstlichen New South Wales und war erst 1966 entdeckt worden. Bis dahin waren nur Fossilfunde ausgestorbener Verwandter bekannt. Weil es in den Bergen immer wärmer wird und immer weniger Schnee fällt, verändert sich der Lebensraum des Bergbilchbeutlers, der als einziges Beuteltier auf dem Kontinent in einen Winterschlaf-ähnlichen Zustand (Torpor) fällt.

Fehlende Nahrung

Um in diesen Energiesparmodus zu wechseln, benötigen die Tiere Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, wie die Biologin Hayley Bates erklärte. Wenn es wärmer wird, wachen die Tiere zu früh auf und verhungern mangels Nahrungsangebots. Zwei warme Winter könnten zum Zusammenbruch der gesamten Population führen, warnte Bates. Auch eine wichtige Nahrungsquelle der Bergbilchbeutler, die Bogong-Falter, werden immer seltener – vermutlich auch aufgrund des Klimawandels und zunehmender Dürren.

Der Klimawandel bedroht den Fortbestand der Tiere im Gebirge,
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Die Forscher wollen nun zunächst eine Population von 25 Bergbilchbeutlern im Flachland ansiedeln und vermehren. Wenn das Projekt erfolgreich ist, sollen weitere Tiere umziehen. Dort könnten sie dank besserer Nahrungsressourcen auf die winterliche Ruhephase verzichten: Wie Fossilienfunde belegen, lebten die Vorfahren der Bergbilchbeutler in gemäßigteren Gebieten.

Gebirge als Falle

"Vermutlich ist die moderne Art während einer Periode relativ warmer, üppiger Bedingungen in die alpinen Gebiete gewandert", sagte der Paläontologe Mike Archer, der gemeinsam mit Bates und weiteren Kollegen aktuell eine Studie dazu in den "Royal Society’s Philosophical Transactions B" veröffentlicht hat. "Nachdem sich diese Bedingungen verschlechtert hatten, waren sie in einer Umgebung gestrandet, die am äußersten Ende ihrer Anpassungsfähigkeit stand." Eine Rückwanderung dürfte durch das Verschwinden bewaldeter Hänge unmöglich geworden sein, die das Gebirge einst mit den Wäldern des Tieflands verbanden.

Ohne Informationen über die Vorfahren der kleinen Beutler müsste man annehmen, dass die Tiere die extremen Bedingungen der alpinen Zone brauchen, so Archer. Für den Forscher deutet der Fossilbestand aber darauf hin, dass das nicht der Fall ist – und für die Bergbilchbeutler im Flachland ein neues Kapitel beginnen könnte. (red, APA, 6.11.2019)