Etwa 2000 Telematikanbieter gibt es am europäischen Markt. Das Start-up D3eif integriert deren Daten auf einer Plattform.

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Telematik ist in der Logistik heute überall. Manchmal auch im Übermaß: Wenn Zugmaschinen und ihre Auflieger, Lkws und Kühltransporter ihren Herstellern entsprechend unterschiedliche Systeme mitbringen, entsteht für die Transportunternehmen bald ein Wildwuchs an Anwendungen.

Der heiß umkämpfte Telematikmarkt versammelt in Europa immerhin etwa 2000 Anbieter. Noch dazu sind nicht alle der jeweils gebotenen Daten in der Praxis tatsächlich relevant. Man muss vielleicht nicht jederzeit Gaspedalstellung oder Kühlmitteltemperatur der Lkws im Blick haben.

In diesem Problemkreis, mit dem viele Logistik-KMUs konfrontiert sind, möchte das oberösterreichische Start-up D3eif, ausgesprochen "Drive", Abhilfe schaffen. Eduard Peterseil und seine Kollegen haben eine Plattform entwickelt, in der die Daten der verschiedensten Telematiktechnologien zusammenlaufen und gemeinsam in einer grafischen Oberfläche, einem Dashboard, dargestellt werden können.

Eine Lösung entwickeln

"Wenn jedes Fahrzeug, jeder Anbieter ein eigenes System mitbringt, ist es für die Disponenten sehr schwer, den Überblick zu behalten", sagt Co-Gründer Peterseil. "Unser Portal integriert dagegen alle bestehenden Systeme in einem Portal."

Das gesamte Auftragsmanagement inklusive der Kommunikation mit den Fahrern könne darüber abgewickelt werden. Eine Umrüstung des Fuhrparks auf eine einheitliche Hardware sei nicht mehr notwendig.

"Die Idee entstand, als ich selbst nach einem Integrationsportal gesucht habe, aber kein geeignetes System fand", blickt der Gründer zurück. "Wir haben gesehen, da ist Potenzial, da können wir eine Lösung entwickeln."

Peterseil begann mit drei Kollegen "herumzubasteln", bevor man sich entschloss, sich in Vollzeit mit der Anwendung zu beschäftigen. 2017 wurde das Unternehmen gegründet. Unterstützung kam vom Gründungshelfer Akostart und dem Inkubator Tech2B.

Online-Papierkram

Für die Integration der verschiedenen Telematiksysteme – das Alleinstellungsmerkmal des Start-ups – werden eigene Anbindungen programmiert. Darauf aufbauend bietet die Plattform klassisches Tourenmanagement samt Routenplanung und -optimierung, die Kontrolle von Fahrzeugstand und Frachtgut sowie Dokumentenmanagement.

"Der Fahrer fotografiert die Unterlagen, die mittels einer App ins Portal eingespielt werden", sagt Peterseil. Die Plattform ermöglich den Kunden zudem einen Livezugriff etwa auf den Lkw-Standort oder auf die Temperaturüberwachung des Ladeguts.

Auch eigene Hardware hat D3eif im Angebot: Temperatursensoren, etwa für die Überwachung der Kühlkette, samt eigenem Gateway, um die Daten ins Netz einzuspeisen. "Die Lkws müssen normalerweise einmal im Jahr in die Werkstatt, um die Sensoren zu überprüfen. Wir ersparen diesen Weg, indem wir vorkalibrierte Sensoren verschicken, die einfach eingebaut werden können", betont Peterseil.

Das Portal ist nach einer Testphase nun am Markt. "Wir testen seit einem Jahr intensiv mit Pilotkunden im grenzüberschreitenden Güterverkehr", sagt Peterseil. Künftig soll das Angebot noch erweitert werden. Man arbeite an einer Funktion für ladungsoptimiertes Tanken.

"An der billigsten Tankstelle vollzutanken muss nicht am günstigsten sein", so der Gründer. Auch das Gewicht eines vollen 1400-Liter-Tanks gilt es zu berücksichtigen. Zudem will man sich weiteren Branchen widmen. Das System könne man etwa für die Baustellenlogistik oder mobile Servicetechniker adaptieren. (Alois Pumhösel, 5.11.2019)