Auf dem 170.000 Quadratmeter großen Gelände kommen und gehen bis zu 400.000 Container pro Jahr – per Bahn, Lkw und Schiff. Geschäftsführer Jony sieht großes Zukunftspotenzial im Trailerverkehr.

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Etwa 800 Lkws pro Tag, 90 Züge pro Woche und ein, zwei Schiffe pro Monat – diese Zahlen illustrieren das Kommen und Gehen am Containerterminal Wiencont. Ladegut von bis zu 400.000 Standardcontainern wird hier pro Jahr umgeladen, für 10.000 gibt es Lagerplatz auf dem 170.000 Quadratmeter großen Gelände. Hier kommt beispielsweise jeder fünfte in Österreich ausgelieferte Pkw vorbei.

Der trimodale Terminal, der mit seinem Standort im Hafen Freudenau die Verkehrswege Straße, Bahn und Wasser verbindet, ist der umschlagstärkste Containerterminal Österreichs und der größte Containerhändler des Landes. Zudem ist man im Trailergeschäft, der Vermietung und Reparatur von Containern und auch in der Leercontainer-Depothaltung tätig.

2019 feiert die Wiencont ihren 40. Geburtstag. Seit dem 24. Oktober 1979, dem Tag der Gründung, hat sich einiges getan. Bereits 1992 wurden erstmals 100.000 Container umgeschlagen. Ab den 2000er-Jahren erfolgten große Erweiterungen, man investierte in drei große Containerkräne und Containerstapler, von denen heute 15 in Betrieb sind. Die Wiencont ist heute ein Tochterunternehmen des Hafens Wien, der zur Wien-Holding gehört

Digitalisierung

Fragt man Geschäftsführer Harald Jony, der seit 2018 Betrieb und Vertrieb managt, nach aktuellen Entwicklungen, denen der Umschlagplatz unterworfen ist, hört man von den Erfordernissen der Effizienz und wie die Digitalisierung hilft, die Geschwindigkeit der Abfertigung zu erhöhen. "Früher brachten Fahrer, die Fracht abholten, ihre Papiere zu Schaltern, an denen Mitarbeitern saßen", blickt Jony zurück.

Heute ist das anders: "Wenn der Spediteur eine Anfrage schickt, wird diese automatisch ins System eingespielt. Die Lkw-Kennzeichen werden automatisch erkannt. Dem Spediteur wird ein QR-Code zugeschickt, mit dem der Fahrer seinen Container findet", veranschaulicht Jony. Die Lkw-Durchfahrtszeit liegt bei 24 Minuten. "Anders würden wir die Menge von 700 bis 800 Lkws täglich nicht schaffen."

Die 90 Mitarbeiter seien mittlerweile mit Tablets ausgestattet, und man sieht sich bei weiteren neuen Technologien, etwa Datenbrillen, um, um weitere Effizienzsteigerungen zu erlangen. Jony: "Alles dreht sich darum, die Prozesse schneller zu machen."

Zuwächse bei der Bahn

Während früher oft nur der Staplerfahrer wusste, wo sich ein Container befindet, geht es heute um "Adressen", die man den Lagerplätzen zuordnet, an denen bis zu sechs Container übereinandergestapelt sind. "Der Container ist dumm. Sie werden so schnell nicht mit Chips ausgestattet werden. Sie zu organisieren obliegt unseren Systemen", sagt Jony.

Während man vielerorts kritisiert, dass der Schienengüterverkehr gegenüber der Straße den Kürzeren zieht, sieht Jony große Bedeutung und Zuwächse bei der Bahn. Deren Abfertigung ist auch das Hauptgeschäft des Terminals, der Großteil der Container kommt auf Gleisen hierher.

36 bis 72 Container fasst ein Güterzug, innerhalb von zwei bis zweieinhalb Stunden ist er entladen und die Fracht im Lager oder, im besten Fall, gleich direkt am Lkw. Jony spricht für heuer von "Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich" bei der Schiene.

Der Zuwachs kommt nach einem – ebenfalls zweistelligen – Rückgang 2018, der entstand, als die ÖBB ihre Züge der Rail Cargo Group in ihr Güterzentrum nach Inzersdorf verschob. Ursprünglich wollten Hafen Wien und ÖBB eine gemeinsame Gesellschaft gründen, hier legte sich aber die Bundeswettbewerbsbehörde quer.

"Kranbare Trailer"

Der Terminal ist eine Güterdrehscheibe, die den Südosten mit dem Norden Europas verbindet. Gerade die Häfen im Norden haben große Bedeutung für die Wiencont. Viele Züge kommen aus Hamburg, Bremerhaven oder Rotterdam, Anfang 2020 soll eine Zugverbindung nach Duisburg hinzukommen.

Jony sieht besonderes Potenzial bei "kranbaren Trailern", die etwa das Transportunternehmen Lkw Walter in mittlerweile 24 Zügen pro Woche in die Freudenau bringt: "Man braucht sie nur vom Waggon herunterheben, an die Zugmaschine anhängen und losfahren."

Die Wiencont wirbt auch mit ihrer ökologischen Ausrichtung. Demnach ist man der "erste CO2-neutrale trimodale Terminal Europas". Der Strom kommt laut Jony aus Wasserkraft und eigener Windkraft. Der hauseigene Treibstoffverbrauch werde durch Investition in Klimaschutzprojekte kompensiert.

Die Wiencont bemüht sich mit ihren Services, die gesamte Wertschöpfungskette im intermodalen Verkehr abzubilden. Auf nationaler Ebene hat sie das zu einem wichtigen Player gemacht.

Jony: "Unser Containerumschlag ist für Österreich hoch, auch wenn ein Standort wie Hamburg um das Zehnfache mehr schafft. Für einen Hinterlandterminal sind wir aber relativ groß." (Alois Pumhösel, 8.11.2019)