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Die "Matildas", hier bei der WM im Juni in Frankreich (wo sie im Achtelfinale scheiterten), können sich über einen Sieg am Verhandlungstisch freuen.

Foto: Reuters/Gaillard

Sydney/Wien – Australische Medien berichten von einer "Grundsatzeinigung". Ihr zufolge sollen Fußballerinnen auf Nationalteamebene – also während Trainingslagern, bei Länderspielen und Turnieren – bald gleich viel verdienen wie Fußballer. Monatelange Verhandlungen mit dem nationalen Verband (FFA) gingen der Einigung voraus. Sie kommt auch deshalb zustande, weil nun insgesamt 40 statt bislang 30 Prozent der Werbeeinnahmen ausgezahlt werden. Die so erzielte Summe soll exakt gleich zwischen den beiden Teams aufgeteilt werden. Spielerinnen und Spieler waren in die Verhandlungen involviert und strebten die Lösung an, um ein Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen.

Die Vorreiterrolle der "Fighting Matildas" ist keine zufällige. Schon vor Monaten erzielten die Australierinnen einen Erfolg, als sie in der nationalen Liga eine Angleichung des Grundgehalts an jenes der Männer durchsetzen konnten. Exorbitant hoch ist dieses Gehalt ohnedies nicht, es liegt knapp über 10.000 Euro für eine vier- bis fünfmonatige Saison. Australiens Verband FFA begrüßte den Beschluss, der das Prinzip "gleiches Grundgehalt für gleiche Arbeit" umsetze. Auch John Didulica, der Geschäftsführer der Profikickervereinigung PFA (und Bruder des Ex-Austria-Goalies Joey Didulica), sah den Tarifvertrag als "Meilenstein".

Druck auf die Fifa

Vor der WM im Juni in Frankreich setzten die Australierinnen auch den Weltverband (Fifa) unter Druck und verlangten eine drastische Erhöhung der Preisgelder. Didulica unterstützte sie und bezeichnete die Fußballerinnen als "Diskriminierungsopfer". Die Fifa hatte zwar das Preisgeld für die 24 WM-Teams auf 30 Millionen Dollar verdoppelt. Doch bei der Männer-WM in Russland 2018 waren an 32 Teilnehmer mehr als 400 Millionen Dollar verteilt worden. Die Australierinnen scheiterten im WM-Achtelfinale, wussten aber auch die US-Weltmeisterinnen an ihrer Seite. Kapitänin Megan Rapinoe schrieb der Fifa ins Stammbuch: "Die schrittweise Veränderung, die wir gesehen haben, ist nicht genug."

Im internationalen Vergleich stehen die Fußballerinnen Australiens als Achte der Weltrangliste besser da als die Fußballer (41.), die US-Fußballerinnen sind Nummer eins, die US-Fußballer Nummer 23. Auch Österreichs Frauen (21.) rangieren besser als die Männer (25.). Doch Verbände, die sich gegen finanzielle Gleichstellung und somit auch gegen die Zeichensetzung wehren, argumentieren lieber damit, dass die Nationalteams der Männer für weit höhere Einnahmen sorgen.

"Leider Gottes"

Der österreichische Fußballbund (ÖFB) ist diesbezüglich keine Ausnahme. Er hält sich bei der Höhe von Gagen und Prämien von vornherein bedeckt. So gesehen lässt sich eine Differenz maximal schätzen. In Dänemark, wo die Fußballerinnen 2017 sogar streikten und ein Länderspiel ausfiel, war schon 2015 publik geworden, dass die Frauen pro Länderspiel 330 Euro verdienten, circa ein Zehntel der Kollegen.

Johann Gartner ist als Vizepräsident im ÖFB für Frauen- und Mädchenfußball zuständig. Wenn er erklärt, dass gleiche Gehälter "leider Gottes nicht möglich" seien, argumentiert er zunächst mit den Vereinsbudgets im Frauenfußball, die einen Männerfußballbruchteil ausmachen. Die Vereinigung der Fußballer (VdF) schätzt das Jahresverdienst österreichischer Legionärinnen bei deutschen oder englischen Vereinen auf 30.000 Euro brutto. Ob sich angesichts dessen der ÖFB nicht erst recht bemühen sollte, ein Zeichen zu setzen und auf Teamebene gleich zu entlohnen? "Wir kommen voran", sagt Gartner. "Aber es sind kleine Schritte."

Der ÖFB-Vizepräsident verweist auf den Markt und darauf, "dass schon jetzt querfinanziert wird". Man habe, sagt Gartner "einiges erreicht". Doch finanzielle Gleichstellung, zugegeben, sei "meilenweit entfernt". (Fritz Neumann, 5.11.2019)