Mit solchen Fotos präsentiert sich Carmen Thornton auf Instagram und zeigt damit, dass Jus und Chic gut zusammenpassen.

Foto: Carmen Thornton / Instagram
Foto: Carmen Thornton
Foto: Carmen Thornton

Wer wissen will, womit sich die Wiener Rechtsanwältin Carmen Thornton beschäftigt, der sollte auf Instagram gehen. Dort hat die Familienrechtlerin seit rund eineinhalb Jahren eine ständige Präsenz (carmenthornton.thorntonlaw) und postet ihre Online-Kolumnen, die sie regelmäßig für den STANDARD schreibt, genauso wie Bilder und Videos aus ihrem Berufsalltag und persönliche Modefotos.

Der in der Anwaltsbranche höchst ungewöhnliche Zugang zum Eigenmarketing hat sich für die junge Anwältin ausgezahlt. Thorntons Instagram-Konto zählt rund 17.000 Instagram-Abonnenten, sie hat ihre Bekanntheit deutlich erhöht und über Instagram auch schon zahlreiche Mandate gewonnen.

"Einen Anwalt anzurufen ist für viele eine hohe Schwelle. Weil man mich aber auf Instagram liest und sieht, kommt es ganz oft vor, dass sich jemand mit einem Problem direkt über die Nachrichtenfunktion bei mir meldet", erzählt Thornton. Vor allem Frauen kämen auf diese Weise mit ihr in Kontakt, während sonst ihre Klienten vom Geschlecht her ausgewogen seien.

Markenbotschafterin

Dank ihrer Präsenz auf sozialen Medien ist Thornton Markenbotschafterin im Frauennetzwerk des Champagnerherstellers Veuve Cliquot geworden. All das kommt nicht von selbst. Rund eine Stunde am Tag verbringt sie mit ihrem Instagram-Auftritt und der Interaktion mit Followern.

Um Interesse für ihre Kolumnen zu wecken, stellt sie stets ein Quiz dazu. "Wenn man das auf meinen Stundensatz umrechnet, ist das ein Minusgeschäft, aber wenn ich mir ansehe, wie meine Marke langfristig werthaltiger wird, dann bin ich mir sicher, dass das sinnvoll ist."

Nach dem Studium in Wien arbeitete Thornton zunächst in Großkanzleien. Nach einigen Jahren aber erkannte die inzwischen zweifache Mutter, dass sich eine Karriere dort nicht mit einem Familienleben vereinbaren lässt. 2015 eröffnete sie ihre eigene Kanzlei und spezialisierte sich auf Scheidungen, Konflikte um Kinder und Eheverträge.

Warum eigentlich nicht?

Von sozialen Medien hatte sie damals wenig Ahnung, war nicht einmal auf Facebook aktiv. Über Freunde und ihre jüngere Schwester stieß sie auf Instagram, die unter Jungen beliebtere Alternative. "Mir ist aufgefallen, dass dies niemand unternehmerisch nutzt, und ich dachte mir: Warum eigentlich nicht?"

Freunde und Kollegen rieten ihr anfangs ab. "Das kannst du nicht machen, hieß es, aber ich entschied mich für das Risiko – und inzwischen machen es andere Kanzleien nach." So sind etwa die mittelgroße Kanzlei PHH Rechtsanwälte und die Einzelanwältin Therese Frank, die sich auf Versicherungsrecht spezialisiert, auf Instagram.

Anfangs postete Thornton nur ihre Kolumnen, sah aber bald, dass Instagram solche Einträge zurückstuft. Erst als sie Modefotos von sich hinzufügte, hob ihre Seite ab. Inspiriert wurde sie von der US-Serie Suits, wo gut gekleidete Anwälte einer Großkanzlei die Hauptrolle spielen.

Bilder aus dem Anwältinnenleben

In kurzen Videosequenzen zeigt sie, wie sie in der Kanzlei arbeitet oder ein Gerichtsgebäude betritt. "Menschen bekommen so einen Eindruck, was ich den ganzen Tag so mache, und das kommt vor allem bei Jus-Studentinnen gut an", sagt sie. "Sie sehen, dass der Anwaltsberuf auch mit Familie funktioniert, und das bringt ihnen diesen Berufsstand näher. Das typische Bild des Anwalts ist das eines älteren Mannes, und dem entspreche ich nicht."

Auch Großkanzleien könnten soziale Medien stärker nutzen, empfiehlt Thornton, wenn auch nicht unbedingt Instagram. "Dort muss man einen gewissen Aufhänger finden, ohne eine persönliche Note oder eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert hat das wenig Sinn."

Aber auch mit Bildern attraktiver Kanzleiräumlichkeiten könne man Sympathien sammeln und dies auch als Recruiting-Instrument verwenden. Thornton: "Das ist machbar, denn jede Großkanzlei hat eine Marketingabteilung, und im Grunde kostet das kein Geld." (Eric Frey, 6.11.2019)