Foto: APA

London – Für Dominic Thiem geht es bei seinen vierten ATP Finals in London in der Gruppe Björn Borg gleich gegen zwei Allzeitgrößen: Die am Dienstag mit einiger Verspätung zustandegekommene Auslosung hat für den 26-jährigen Niederösterreicher den 19-fachen Major-Sieger Roger Federer (SUI), den 16-maligen Grand-Slam-Champion Novak Djokovic (SRB) und den Italiener Matteo Berrettini gebracht.

Nach der vorläufigen Zusage des angeschlagenen Rafael Nadal, ebenfalls nach London zu reisen, sind ja erstmals seit längerer Zeit wieder die "big three" des Tennissports mit von der Partie. "Im Finale sind alle acht Spieler stark. Das ist das erste Mal seit langem, dass alle drei spielen, und da ist die Wahrscheinlichkeit 50:50, dass du zwei in der Gruppe hast. Aber klar, es ist sicher die schwerere Version", meinte Thiem-Manager Herwig Straka zur Auslosung.

Thiems großes Ziel ist es ja, erstmals nach dreimaligem Ausscheiden in der Gruppenphase ins Semifinale vorzustoßen. Da nur die Top zwei jeder Gruppe weiterkommen, scheint die Aufgabe besonders schwierig. "Andererseits ist er in der besten Verfassung denn je zuvor. Warum soll es nicht einmal gelingen? Das Ziel bleibt definitiv unverändert, und die Wahrscheinlichkeit, dass er es schafft, ist auch größer als zuvor, auch wenn die Auslosung schwer ist", bleibt Straka optimistisch.

Roger Federer als erster Gegner

Der erste Gegner wird schon am Sonntag (nicht vor 21 Uhr MEZ) Roger Federer sein. Thiem ist einer der wenigen Spieler, die eine positive Bilanz gegen die lebende Schweizer Tennislegende haben. Der Weltranglistenfünfte führt im Head-to-Head mit 4:2 und hat zudem die beiden Begegnungen in diesem Jahr für sich entschieden: Unvergessen ist vor allem der Finalsieg in Indian Wells, als Thiem nach einem 4:6-6:3-7:5-Erfolg über seinen ersten Titel auf Masters-1000-Niveau jubeln durfte.

Auch im Viertelfinale von Madrid setzte sich Thiem knapp mit 3:6, 7:6 (11), 6:4 durch. Doch die Bedingungen beim Masters in der Londoner O2-Arena liegen Federer besonders, vor einem Jahr hatte er Thiem in einem Gruppenspiel beim 6:2, 6:3 keine Chance gelassen.

Die weiteren Gruppenspiele Thiems (Servus TV überträgt alle live) sind für Dienstag und Donnerstag der kommenden Woche geplant, die jeweiligen Gegner entscheidet der Ausgang am Sonntag. Den Auftakt in Gruppe Björn Borg macht am Sonntag Novak Djokovic gegen Matteo Berrettini (nicht vor 15 Uhr MEZ).

Thiem bereitet sich aktuell in Wien beziehungsweise der Südstadt vor, angereist ist auch wieder sein Fitnesscoach Duglas Cordero. Dieser kümmert sich nun quasi exklusiv um Thiem, weil sich Fabio Fognini (ITA) vom in Miami lebenden Kubaner getrennt hat. "Es wird sich nichts ändern. Es waren vielleicht ein, zwei Turniere, wo Kompromisse notwendig waren", meinte Straka dazu. Cordero wird auch in London mit von der Partie sein.

Österreichs Tennisstar hat sich 2019 schon weit früher für die mit neun Millionen Dollar dotierten ATP Finals qualifiziert. Gespielt wird ab Sonntag in der O2-Arena zunächst in zwei Vierer-Pools im Round-Robin-Modus. Danach spielen die Gruppensieger gegen die Zweiten des anderen Pools am Samstag (16.11.) die Halbfinali, das Endspiel folgt am Sonntag.

"Absolute Hammergruppe"

Thiem zeigte sich von der Auslosung beeindruckt. "Das ist eine absolute Hammergruppe. Wenn man bei den elitären acht Spielern sagen kann, dass sich zwei noch ein bisserl herausheben, dann sind es definitiv Djokovic und Federer."

Federer, gegen den Thiem am Sonntag sein viertes Masters eröffnen wird, "weil er in der Halle unfassbar spielt". "Und Djokovic auch aufgrund wie souverän er in (Paris-)Bercy gewonnen hat", erläuterte Thiem am Dienstag. "Deswegen ist das sicher eine ganz, ganz schwere Aufgabe. Aber mein Ziel bleibt gleich, das Halbfinale, und ich werde alles geben, dass ich das erreiche."

Zuversicht

Thiem, der in diesem Jahr erstmals schon fünf Turniere gewonnen hat, reist am Mittwoch zuversichtlich nach London. "Ich gehe sicher in der besten Form, die ich bis jetzt in der (Saison-)Phase gehabt habe, in das Turnier. Ich spiele sehr gut, fühle mich körperlich sehr gut."

Zudem ist seine Herangehensweise 2019 doch anders als zuvor, versicherte er. "In den ersten zwei Jahren und letztes Jahr vielleicht auch ein bisserl war ich schon sehr glücklich, dass ich dabei bin, und hab dann dort nicht mehr so viel auf die Ergebnisse geschaut. Das ist dieses Jahr definitiv anders", verspricht Thiem. "Ich will unbedingt das Ziel erreichen, ins Halbfinale zu kommen, und wäre schon enttäuscht."

Dennoch müsse er aber auch sagen: "Wenn es ein bisserl unglücklich läuft, kann es passieren, dass ich drei sehr gute Partien spiele und alle drei verliere und sang- und klanglos ausscheide." Alle Spieler sind aus seiner Sicht "unglaublich", alle Matches könnten eng werden und in ein paar Punkten entschieden werden. "Deshalb wird auch ein bisserl Glück nötig sein." (APA, 5.11.2019)