Sonnenkraft mit Design: Auf dem Balkon wird die Photovoltaikanlage zum Einrichtungsgegenstand.

Foto: EET

Ein eigenes Sonnenkraftwerk auf dem Dach ist heute nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen eine gute Idee. Doch was tun, wenn man über keine eigenen passenden Dachflächen verfügt? Eine Option, um dennoch an der Energiewende teilzuhaben, sind Anlagen auf dem Balkon, die einen Teil des Strombedarfs der Wohnung abdecken.

In diesem Feld hat sich das Grazer Start-up EET Efficient Energy Technology mit seinen Gründern Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither hervorgetan. Ihr System verfügt über einen eigenen Akku und ist auch abseits des Stromnetzes als Inselanlage betreibbar. Zudem wurde eine neuartige Messtechnologie entwickelt, die dafür sorgt, dass aus dem Speicher immer die richtige Menge an Strom ins Wohnungsnetz fließt.

Auch die Gestaltung des Produkts stieß auf Resonanz: Die Industriedesigner Chris Götze und Winfried Werthmann, Absolventen der FH Joanneum in Graz, wurden mit dem James Dyson Award Österreich 2019, der Industriedesigns prämiert, ausgezeichnet.

Die Gründer kommen aus den Bereichen Elektrotechnik und technische Chemie und haben an der TU Graz zusammengefunden. Die Idee, ein eigenes Produkt zu entwerfen, traf schnell auf einen Investor.

Ab 2017 widmete man sich in Vollzeit dem "SolMate", wie die Anlage später heißen sollte. "Wir haben uns von Anfang an überlegt, wo wir uns abheben können und wo es aber auch am Markt Bereitschaft für eine Entwicklung in diesem Bereich gibt", resümiert Grimmer.

Einspeisung über Steckdose

Der SolMate braucht drei Quadratmeter Fläche für die Paneele und eine normale Steckdose, über die der Strom ins Wohnungsnetz fließt. Die Kerntechnologie, die die Einspeisung regelt, wurde noch an der TU Graz entwickelt und patentiert und in einem Projekt, das im Rahmen des Programms "Stadt der Zukunft" von der Förderagentur FFG mit Mitteln des Verkehrsministeriums unterstützt wird, weiterentwickelt. Weitere Hilfe kam von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS).

Die auf diese Art entwickelte Technologie stellt sicher, dass man den Solarstrom auch wirklich in vollem Umfang nutzen kann, und ist ein Alleinstellungsmerkmal des mittlerweile auf 15 Mitarbeiter angewachsen Grazer Start-ups. Der Leistungsverbrauch im Wohnungsnetz kann dadurch auf einer Phase an einem "beliebigen Messpunkt" wie einer Steckdose abgeschätzt werden.

"Es handelt sich um eine hochfrequente, aktive Messmethode", beschreibt Grimmer. "Wenn etwa die Mikrowelle eingeschaltet wird, erkennt das System diesen Schaltvorgang. Ein eigens entworfener Algorithmus kalibriert dann die Strommenge, die bereitgestellt werden muss."

Als die Gründer ihr Projekt an der FH Joanneum vorgestellt haben, sind sie auf die damals angehenden Industriedesigner Götze und Werthmann getroffen. "Wir haben die Chance gesehen, das Projekt in eine Masterarbeit zu verpacken", sagt Götze, der wie Werthmann heute bei einer großen Agentur in Deutschland arbeitet.

"Wir hatten zu einem frühen Zeitpunkt die Gelegenheit, vieles mitzugestalten. Wir arbeiteten gleichzeitig am Design der ersten Generation und an möglichen Zukunftsversionen und trugen zur digitalen Produktgestaltung und zu Auftritt und Marke bei."

Schlankes Design

Man habe sich intensiv mit der Akkutechnik auseinandergesetzt und eine detaillierte Ökobilanz vorgelegt. Im Design orientierte man sich an technologischen Gesichtspunkten – etwa der Notwendigkeit der effizienten Wärmeabführung. Gleichzeitig war aber zu berücksichtigen, dass das Gerät auf dem Balkon im alltäglichen Sichtbereich ist.

Dass die Designer bereits im Studium an einem Produkt arbeiten konnten, dass tatsächlich den Weg auf den Markt fand, ist nicht alltäglich. "Ich bin sehr stolz darauf", betont Götze. "Natürlich arbeitet man im Studium mit Firmen zusammen. Die Chance, dass aber etwas daraus wird, ist gering."

Das Gerät, das aus der Zusammenarbeit entstand, kommt nicht nur im schlanken Design eines Alugehäuses, es soll laut Grimmer auch 20 bis 25 Prozent des Jahresbedarfs eines Durchschnittshaushalts abdecken. "Mit vollem Speicher kann man eine Stunde kochen, zehn Stunden fernsehen oder 100 Stunden Licht machen", veranschaulicht der Gründer.

Gerade die Fähigkeit, als Inselanlage betrieben zu werden, habe große Resonanz gebracht. "Das System wird dadurch nicht nur für Balkone, sondern auch für Gartenhäuser, Berghütten oder Campingplätze interessant." (Alois Pumhösel, 10.11.2019)