So ehrlich müssen selbst die größten Kritiker sein: Donald Trump hält sich an Versprechen. Der US-Präsident hat Wählern von Anfang an versichert: Amerika zuerst! Und das sieht Trump durch das Pariser Klimaschutzabkommen benachteiligt. Der Deal sei "unfair", so der Republikaner. Trump machte also Nägel mit Köpfen und ließ den Vereinten Nationen am Montag – am ehestmöglichen Datum für eine Absage – die Kündigung des Übereinkommens zustellen.

Realpolitisch ändert dieser Schritt wahrscheinlich nicht viel. Sollten die Demokraten bei den US-Wahlen im nächsten Jahr das Präsidentschaftsrennen für sich gewinnen, gilt eine Rückkehr zu dem Klimaabkommen als wahrscheinlich – womöglich sogar mit ambitionierteren Klimazielen.

Für den Fall, dass Trump erneut zum Staatsoberhaupt gewählt werden sollte, wird er seine bisherige Politik fortsetzen. Diese entspricht sowieso nicht den Zielen des Pariser Abkommens. Der Hotel-Tycoon setzt auf Kohle, hält den menschgemachten Klimawandel für eine Farce und mokiert sich gerne über jene, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen.

Seit mehr als einem Jahr gehen Woche für Woche auf der ganzen Welt Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Foto: imago/BIANCA DE MARCHI

Symbolisch aber ist der Austritt der USA ein falsches Zeichen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Seit mehr als einem Jahr gehen Woche für Woche auf der ganzen Welt Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Am letzten weltweiten Klimastreik nahmen Schätzungen zufolge mehr als sieben Millionen Personen teil. Für die Demonstranten ist die Bekräftigung des Austritts ein Schlag ins Gesicht.

Ordentlicher Dämpfer

Auch für die anstehende Klimakonferenz im Dezember bedeutet der fixe Rückzug einen ordentlichen Dämpfer. Immerhin sollen in Madrid die letzten Punkte für das Pariser Abkommen diskutiert und in Form gegossen werden. Ein Punkt davon ist die Finanzierung: Die Industrienationen haben sich zwar dazu bekannt, ab 2020 hundert Milliarden Euro pro Jahr in den Klimaschutz zu pumpen. Das Ziel gilt mit Blick auf bisherige Bemühungen bereits als unrealistisch; mit dem Wegfall der größten Volkswirtschaft der Welt wird es geradezu utopisch.

Die USA könnten außerdem schon bald nicht mehr alleiniger Aussteiger sein: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro liebäugelt auch mit einem Austritt.

Dabei ist höchste Zeit zu handeln. Um die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bei 1,5 bis maximal zwei Grad Celsius einzudämmen, müsste der weltweite Ausstoß 2020 seinen Höhepunkt erreicht haben. Das gilt nach derzeitigen Prognosen als unwahrscheinlich.

Nun liegt der Ball bei den übrigen Nationen. Sie müssen in Madrid auf diplomatische Höflichkeiten verzichten und selbst Nägel mit Köpfen machen. Neben Großemittenten wie China ist vor allem auch die Europäische Union gefragt, im Eiltempo eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzunehmen. Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte bereits entsprechende Ambitionen: Sie will das EU-Klimaziel für 2030 deutlich anheben, denn das bisherige Reduktionsziel wird nach Ansicht zahlreicher Experten nicht ausreichen, um den Vorgaben des Pariser Abkommens gerecht zu werden.

Weitere Absichtserklärungen aus Brüssel reichen für die Vorreiterrolle aber nicht mehr aus. Wenn die EU den Klimaschutz ernst nimmt, muss sie auch jene Mitgliedsstaaten in die Mangel nehmen, die unzureichende Klimapläne vorlegen. (Nora Laufer, 5.11.2019)