Spotty bietet Kunden ihren Strom zum Börsenkurs an, und stößt dabei auf Schwierigkeiten.

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Wien – Gut 18 Jahre nach der Strommarktliberalisierung haben sich Ängste von Konsumenten, bei einem Anbieterwechsel im Finstern sitzen zu bleiben, verflüchtigt. Dennoch gibt es einige Praktiken, die alternativen Anbietern sauer aufstoßen.

"Um uns das Leben schwer zu machen, reicht es, nicht alles zu tun, was man tun könnte." Das sagt Harri Mikk, Geschäftsführer der Spotty Smart Energy Partner GmbH. Spotty ist einer von ganz wenigen Energielieferanten in Österreich, die Kunden Strom zum Börsenkurs anbieten.

Der Markteintritt des aus Estland stammenden Unternehmens erfolgte vor einem Jahr mit ersten Testkunden in Oberösterreich. Oberösterreich deshalb, weil nirgendwo sonst so viele intelligente Stromzähler verbaut sind. Bis Ende 2022 müssen 95 Prozent der Haushalte einen digitalen statt analogen Stromzähler eingebaut haben. Ein Smart Meter ist nicht Voraussetzung, um ein Stromprodukt zu wählen, das den Börsenpreis spiegelt, aber hilfreich.

Verspätete Datenweitergabe

"Wir haben ein veritables Problem," sagte Mikk dem STANDARD. Es gehe um den Zeitpunkt, zu dem die Netzgesellschaften Energielieferanten wie Spotty Messdaten zur Verfügung stellten. Smart Meter messen den Stromverbrauch alle 15 Minuten; die Daten werden einmal täglich in verschlüsselter Form über die Stromleitung zum Netzbetreiber geschickt.

"In der Regel hat der Netzbetreiber die Daten vom Vortag schon frühmorgens zur Verfügung und stellt sie meist gegen Mittag auf die eigene Website. Wir hingegen bekommen die Daten erst gegen 23 Uhr, oft erst gegen zwei Uhr in der Folgenacht übermittelt, jedenfalls viel zu spät", klagt Mikk. Die Kunden wollten möglichst zeitnah wissen, wie viel Strom sie zu welchem Zeitpunkt zu welchen Kosten verbraucht haben. Mikk: "Wenn sie sehen, dass die Daten oft zwölf Stunden früher auf der Website des Netzbetreibers zu finden sind als auf unserer eigenen App, glauben sie, der Fehler liegt bei uns. Wir stehen blöd da."

Strom zum Börsenpreis

Bei der Energie AG Oberösterreich kann man kein Fehlverhalten erkennen. "Wir halten uns strikt an das Gesetz", sagt Vorstandschef Werner Steinecker. Die Netz Oberösterreich GmbH, Tochter der Energie AG, sei mit ihrer späten Datenübermittlung kein Einzelfall. "Das sieht in den anderen Bundesländern nicht besser aus", sagt Mikk. Dass es auch anders gehe, zeigen das Baltikum oder Skandinavien, wo teils ein Drittel der Haushalte zu Stromprodukten greife, die den Börsenkurs reflektieren. Mikk: "Dort stehen uns die Daten innert weniger Stunden zur Verfügung."

In den Erläuterungen zu den österreichischen Marktregeln steht geschrieben: "Die tägliche Datenübermittlung und Bereitstellung der Messdaten durch den Netzbetreiber erfolgt nach Können und Vermögen, spätestens mit deren Verfügbarkeit im Webportal des Endverbrauchers." (Günther Strobl, 5.11.2019)