Ein ganzer Berggipfel soll für den Bau einer Skipiste weggesprengt werden, echauffieren sich die einen. Ein ganzes Tal wird dem Untergang geweiht, wenn der Ausbau nicht kommt, unken die anderen.

In der hitzig geführten Diskussion um die Verbindung der Gletscherskigebiete des Ötz- und Pitztals leisten die PR-Strategen beider Seiten ganze Arbeit. Doch die Aufregung wird ebenso schnell verfliegen, wie sie hochgekocht ist. Denn bis zu einer endgültigen Entscheidung über das Projekt werden noch Jahre vergehen.

Ein Felsgratt zwischen Pitztaler- und Ötztalergletscher soll begradigt werden.
Foto: APA/ILF

Zeit, in der sich Touristiker weiter über Rekordzahlen freuen und so ihr Narrativ vom unabdingbaren Wachstum, auf dem der alpine Wohlstand beruhe, weiterspinnen.

Und Zeit, in der viele, die sich eben noch über die Gigantomanie der Seilbahner auf Twitter und Co in Rage schrieben, ebendort Selfies vom Familienskiurlaub posten. Der wird am Arlberg, im Paznaun oder der Megaskiwelt sonst wo verbracht. Schließlich ist die Urlaubszeit wertvoll. Wer will sie damit verschwenden, auf Schneefall zu warten oder die immergleiche Piste hinunterzuwedeln?

Keine Zeit bleibt hingegen jenen, die in Regionen wie dem Pitztal leben. Seit Jahrzehnten fehlt es der Politik an Konzepten für sie. Die Einzigen, die diesen Menschen etwas versprechen, sind Seilbahner und Touristiker. Und die Einzigen, die diese Versprechen mit einem anderen Urlaubsverhalten Lügen strafen könnten, wären die Konsumenten. (Steffen Arora, 5.11.2019)