Weihnachten naht, und damit rücken wir wieder in eine alljährliche deutsch-österreichische Kampfzone vor. Der Widerstand gegen die sprachliche Hegemonie unserer größten – und, wir schwören es, liebsten! – Gastarbeitergruppe ist ja eigentlich längst erlahmt. Aber hin und wieder blitzt doch noch ein bisserl österreichische Subversivität auf: zum Beispiel, wenn etwas, auf dem groß Adventskalender steht, in den Geschäften dem hiesigen sprachlichen Usus entsprechend als Adventkalender angepriesen wird.

Die Vorbereitungen für den Christkindlmarkt am Wiener Rathausplatz laufen.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Ohne s, liebe dieses schöne Land bevölkernde Leut'. Detto beim Adventkranz. Und nein, das ist nicht unlogisch, kommen Sie uns nicht mit "Wo man doch auch Weihnachtsmann und Weihnachtsmarkt und Weihnachtsbaum sagt"! Weihnachtsmann: Kenn ma net, brauch ma net. Weihnachtsmarkt: Samma hier in Castrop-Rauxel? Und man sagt auch nicht Weihnachtsbaum. Man sagt Christbaum. Betrachten Sie das ruhig als letztes Aufbäumen – bevor es auch in diesem Medium in Kürze wieder von Weihnachtsbäumen nur so wimmeln wird.

Wobei man den Ösis nicht vorwerfen kann, dass sie ganz prinzipiell etwas gegen das sogenannte Fugen-s haben. Aber eben bitte am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Wie etwa im Schweinsbraten: Mehrere Schweine auf einmal isst man ja eher selten. Gilt übrigens auch für leckeren Gänsebraten. An Weihnachten womöglich. (Gudrun Harrer, 5.11.2019)