Menschen gedenken der Opfer der Staudammkatastrophe vom Jänner. Der Dammbruch in Brumadinho war eines der schwersten Unglücke in der Geschichte Brasiliens.

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Rio de Janeiro – Schwere Vorwürfe im Zusammenhang mit dem folgenschweren Dammbruch in Brasilien: Der Bergbaukonzern Vale hat nach Erkenntnissen einer brasilianischen Regierungsbehörde vor dem Unglück im Jänner Probleme an dem Bauwerk verschwiegen.

Wäre die Behörde für Bodenschätze (ANM) ordnungsgemäß über die Mängel informiert worden, "hätte sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und das Unternehmen zu sofortigem Handeln drängen können, durch das die Katastrophe hätte verhindert werden können", erklärte ANM am Dienstag.

Interne Dokumente

Die Behörde bezog sich auf interne Dokumente von Vale. Diese hätten gezeigt, dass zwei Wochen vor dem Dammbruch zwei Geräte zur Messung von Flüssigkeitsdruck einen Notfall angezeigt hätten. Allerdings habe Vale das Problem nicht gemeldet.

Der Konzern wollte sich zu den Anschuldigungen zunächst nicht äußern. Vale erklärte, "technische Entscheidungen" der Mitarbeiter nicht zu kommentieren. Zunächst will Vale nach eigenen Angaben die Ergebnisse der Untersuchung zu dem Vorfall abwarten.

Mehr als 270 Tote

Nach dem Dammbruch in einem Vale-Bergwerk in Brumadinho Ende Jänner hatte sich eine riesige Schlammlawine über die Umgebung ergossen. Mehr als 270 Menschen starben oder gelten seither als vermisst. Der Dammbruch in Brumadinho war eines der schwersten Unglücke in der Geschichte Brasiliens.

Im September entschied ein Richter im Bundesstaat Minas Gerais, dass Vale den Familien von drei Todesopfern insgesamt umgerechnet 2,6 Millionen Euro Entschädigung zahlen muss. Im Juli hatte ein anderes Gericht im Bundesstaat Minas Gerais entschieden, dass Vale für alle Schäden durch den Dammbruch aufzukommen habe. Eine Summe wurde dabei nicht festgelegt. Das Gericht ließ allerdings drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) aus dem Firmenguthaben einfrieren, um die Zahlung der Entschädigungen sicherzustellen.

Bauweise verboten

Die Katastrophe vom Jänner war nicht der erste Dammbruch in Brasilien. Vier Jahre zuvor war ein Staudamm gebrochen, der von einem Tochterunternehmen von Vale und dem australisch-britischen Bergbaukonzern BHP betrieben wurde. Die Opferbilanz fiel mit 19 Toten deutlich niedriger aus als in Brumadinho, dafür verursachte der Dammbruch im Bundesstaat Minas Gerais die schlimmste Umweltkatastrophe in der brasilianischen Geschichte.

Mittlerweile hat Brasilien den Bau von Dämmen einer bestimmten Bauweise, die billiger, aber auch riskanter ist, verboten. Bestehende Dämme dieser Bauweise müssen stillgelegt werden. (APA, 6.11.2019)