Bis alle Reisewilligen in ihren Flugzeugen verstaut sind, dauert es.

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Mach es selbst: Self-Check-in-Automaten gehören schon lange zum Alltag.

Paul Pepper erteilte in Wien kürzlich Auskunft über Flugverspätungen.

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Wien – Am Donnerstag ist es so weit: Die Austrian Airlines werden neben den Neunmonatszahlen ein größeres Sparprogramm bekanntgeben. Bleibt es bei den im Vorfeld durchgesickerten Zahlen, wird es um die 100 Millionen Euro schwer. In der Lufthansa-Familie ist angesichts der harschen Wettbewerbs in Europa abseits der angekündigten Sparprogramme bei der AUA und Schwester Brussels Airlines einiges im Umbruch. Das Schlagwort dahinter: mehr Effizienz und verstärkte Integration im gesamten Konzern. Vertrieb, Fracht, Produktmanagement, IT, Technik, Bodenbetriebe, Administration und Bodenbetriebe: All das muss auf Konzernebene integriert werden, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Eine "Überlebensfrage", wie der deutsche Luftfahrtexperte Christoph Brützel meint – die Lufthansa samt Töchtern sei davon weit entfernt.

Passagiere bekommen davon den einen oder anderen Versuch mehr oder weniger offensichtlich zu sehen. So konnten AUA-Passagiere bis Oktober schauen, wie sie mit Paul Pepper zurechtkamen, einem humanoiden Roboter, der von der AUA am Flughafen Wien und damit erstmals in Österreich getestet wurde. Herr Pepper wiegt 28 Kilogramm, ist 120 Zentimeter groß und mit einem Touchscreen ausgestattet. Den von Softbank Robotics entwickelten Roboter konnten Passagiere befragen, ob der eigene Flug verspätet oder gestrichen ist.

Digitaler Assistent

Die AUA-Mutter Lufthansa hat Tests mit dem digitalen Assistenten an den Flughäfen Frankfurt und Genf durchgeführt. Der Einsatz in Wien sollte zeigen, ob Passagiere mit dem Roboter interagieren oder eher fremdeln – und ob die Informationen von Pepper die Wartezeit an den Servicecentern reduzieren können. Dazu kommt Wilma, ein neues Boardingsystem, das bei der AUA ab Wien im Dezember kommen wird. Andere Airlines der Lufthansa-Familie starten an manchen Flughäfen am Donnerstag. In Wien steht der genaue Zeitpunkt noch nicht fest.

Für AUA-Abflüge ab London, Kopenhagen oder Tel Aviv wird der neue Boardingprozess ebenfalls bereits am Donnerstag gestartet. Wilma steht für Window, Middle and Aisle. Passagiere werden damit in Gruppen nach dem Prinzip Fenster, Mitte und Gang ihren Sitzplätzen entsprechend in die Maschinen geschleust. Mit einem schnelleren Einsteigen, davon gehen die Fluggesellschaften aus, sparen sie Zeit. Die Standzeiten am Boden sollen kürzer werden. Lauda geht hier einen anderen Weg: Lauda-Passagiere können künftig ein sogenanntes Fast-Track-Service ab neun Euro zusätzlich zum Flugtarif kaufen und bekommen damit eine Art Überholspur durch die Sicherheitskontrolle.

Wachstumshormone gesucht

Alles Teil eines großen Plans: mehr Erlöse in Zeiten sinkender Ticketpreise generieren. Auch die Netzwerkairlines der Lufthansa – Lufthansa, AUA und Swiss – müssen über Vertriebsinnovationen ihre Stückerlöse bis 2022 um drei Prozent erhöhen. Zusatzerlöse bringen sollen sogenannte Sitzplatzoptionen, neue Essensangebote, Nebenprodukte, Extras und eine dynamische Preisgestaltung. Sie sollen sich binnen drei Jahren von 585 auf rund 890 Millionen Euro fast verdoppeln.

Eine echte Neuerung kommt etwa mit dem Continuous Pricing, das das dynamische Pricing (Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, Anm.) ergänzen wird. Die neue Software, die dafür Voraussetzung ist, ist in Arbeit. Damit will man die Preise genauer an die individuellen Produkte anpassen. Bisher gilt: Ist eine Buchungsklasse nicht mehr verfügbar, wird automatisch der Tarif der nächsthöheren Klasse angeboten. Dabei kam es oft zu Preissprüngen von über 100 Euro. Das war vielen Kunden zu viel. Künftig will man sehr viel mehr Kategorien anbieten können.

Sparpaket

Was am Donnerstag rund um das Sparpaket zu erwarten ist, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Rund 500 Jobs oder mehr könnten wackeln. Hört man sich in der Branche um, so herrscht die Überzeugung vor, dass bei den Piloten eher nicht gespart wird. Sie seien auch derzeit gesucht, auch wenn die 18 Dash-Turboprops in zwei Jahren durch zehn Airbus A320 ersetzt werden sollten. Anders sieht es dagegen beim Bodenpersonal aus. Denkbar, dass beim Check-in künftig eher eine Person stehen wird als zwei.

Ob damit erst recht wieder Verspätungen provoziert werden und solche Einsparungen langfristig zielführend sind, lässt sich ohnehin erst im Nachhinein beantworten. Sicher ist, dass das Thema Personalkosten gewichtig ist: Die AUA hat fast doppelt so hohe wie etwa der aggressive ungarische Konkurrent Wizzair. Das hat allerdings auch mit der sogenannten Fertigungstiefe zu tun. Während die AUA ihre eigenen Techniker beschäftigt, kauft Wizzair solche Leistungen zu – und verbucht sie dann nicht unter Personal-, sondern unter Sachkosten. Bei der AUA soll allerdings ohnehin da wie dort gespart werden.

Das Wort Kaputtsparen geht in Österreich wieder um. Luftfahrtexperte Brützel hält die strikte Vorgabe von Kostenzielen aus der Zentrale in Frankfurt auch für eine Art Erziehungsmethode: "Es könnte der Versuch sein, ein Change Management durch Push zu motivieren." (Regina Bruckner, 6.11.2019)