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Getrennt marschieren, getrennt zuschlagen: So glaubt man Weiße Haie zu kennen. Vielleicht ist das aber nicht die ganze Wahrheit.
Foto: AP Photo/University of Miami, Neil Hammerschlag

Weiße Haie (Carcharodon carcharias) gelten als typische Einzelgänger – und im Allgemeinen mag das auch stimmen. Australische Wissenschafter haben nun aber Beobachtungsdaten vorgelegt, die unser Bild von den Meeresräubern etwas differenzieren. Die Haie scheinen tatsächlich so etwas wie "Kumpels" zu haben (die Macquarie University in Sydney, deren Forscher federführend an der Studie beteiligt waren, spricht wörtlich von "Buddies").

Schon lange bekannt ist, dass sich Weiße Haie dort in großer Zahl versammeln können, wo es eine lohnende Futterquelle gibt – etwa eine Robbenkolonie, die gerade eine neue Generation Nachwuchs hervorgebracht hat. Solche Ansammlungen, Aggregationen genannt, sind per se noch kein wirklich soziales Phänomen. Es findet sich einfach ein Haufen Einzelgänger aus demselben Grund am selben Ort ein – was mitunter turbulente und erst recht nicht gerade eusoziale Züge annehmen kann, wenn das Ganze ins aggressive Chaos einer "Feeding frenzy" mündet.

Mehr als nur ein Nebeneinander?

Das Team um Stephan Leu hat eine solche jährlich wiederkehrende Hai-Aggregation jedoch genauer unter die Lupe genommen. In den Gewässern der Neptune Islands vor der australischen Südküste lockt jedes Jahr eine neue Generation von Robben hunderte Weiße Haie an. Viereinhalb Jahre lang haben die australischen Forscher zusammen mit Kollegen aus Frankreich diese Ansammlungen fotografisch dokumentiert. Und es zeigte sich, dass sich viele der Tiere immer wieder in der Nähe derselben Artgenossen aufhielten: zu oft, als dass es ein reiner Zufallseffekt sein könnte.

Über die Jahre hinweg gab es zwar einen gewissen Fluss in der Zusammenstellung, dennoch glauben die Forscher insgesamt vier Gemeinschaften von Haien ausfindig gemacht zu haben. Sie vermuten, dass diese von der Geschlechtszugehörigkeit bestimmt werden.

Forscher derselben Universität hatten erst im August eine Studie veröffentlicht, der zufolge Riffmantas, eine Teufelsrochenart mit fünfeinhalb Meter Flossenspannweite, ein Sozialleben haben dürften. Dasselbe könnte also auch für einen weiteren Spitzenprädator unter den Knorpelfischen gelten – vertiefende Forschungen seien aber nötig, um dies zu bestätigen. (jdo, 23. 11. 2019)