Im Wahlkampffinale sickerten immer wieder unangenehme Informationen an die Öffentlichkeit.

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Wien – Nachdem dem STANDARD und dem "Falter" im Sommer interne ÖVP-Dokumente zugespielt worden waren, wurden die Finanzen der Partei zu einem Aufregerthema im Endspurt des Wahlkampfs. Etwa dass die Milliardärin Heidi Goëss-Horten in zwei Jahren knapp eine Million Euro – in kleine Beträge gestückelt – an die ÖVP gespendet hatte.

Parteichef Sebastian Kurz vermutete hinter dem Datenleck einen Hackerangriff auf das Computersystem der ÖVP und kündigte eigene Untersuchungen an. Der interne Bericht ist nun fertig und wurde den Behörden übergeben. Der Befund des IT-Experten Avi Kravitz umfasst 71 Seiten und ging an die Staatsanwaltschaft Wien, berichtete die "Kronen Zeitung" vom Mittwoch.

In dem Zwischenbericht sei von mehreren Hackerangriffen zwischen dem 26. Juli und dem 30. August die Rede, berichtete das Ö1-"Mittagsjournal". Die Angriffe seien über mehrere Wege über sogenannte Anonymisierungsnetzwerke durchgeführt worden. Wie die Angreifer an Nutzerdaten gelangt sind, sei bisher nicht geklärt. Auch die Suche nach dem Täter blieb laut "Krone" erfolglos.

Server in Frankreich

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte im September bestätigt, dass wegen des mutmaßlichen Hackerangriffs Ermittlungen mit Auslandsbezug geführt werden. Diese führten unter anderem zu einem Server in Frankreich, auf dem zumindest ein Teil der gestohlenen Daten gefunden wurde, und zu einem Server in Wien, über den der Hackerangriff gestartet worden sein soll. Letzterer gehört einem Verein von Comic-Fans, der jedoch selbst Opfer der Hacker gewesen sein dürfte. Laut Staatsanwaltschaft wird noch ermittelt.

Justizminister Clemens Jabloner hatte bei der Beantwortung einer dringlichen Anfrage der Liste Jetzt zum ÖVP-Datendiebstahl erklärt, dass die bisherigen Ermittlungen den Verdacht eines Hackerangriffs bestätigten. Ein Unbekannter soll sich in Wien Zugriff auf die ÖVP-Daten verschafft, mindestens ein Passwort geändert und eine große Menge Daten abgesaugt haben, sagte er im September im Nationalrat. (red, APA, 6.11.2019)