Im Salzkammergut kann man gut untot sein: Bettina Schwarz und Christoph Krutzler in sangesseliger Erwartung eines Asteroiden.

Foto: Rita Newman

Man muss den Kräften der Gegenwartsbewältigung in Österreich ein großes Lob aussprechen. Seit Elfriede Jelineks Anti-Heimatroman Die Kinder der Toten unlängst in einen steirischen Zombiefilm verwandelt wurde, wimmelt es bis in die Ausläufer des Salzkammergutes von Untoten. Nun darf man ein solches Quartett von unschön Verschimmelten sogar in Wien-Erdberg begrüßen.

Kurt Palms Kriminalapokalypse "Monster" ist vielleicht keine ideale Stückvorlage. Dazu baumeln in diesem prima Stück Schundliteratur zu viele Handlungsfäden unverbunden in der Luft. Aber wenigstens so viel lässt sich nach der theatralischen Erstbegehung des Palm’schen Textmassivs im Rabenhof-Theater sagen: Schauspieler und Sänger (der fabelhafte "Romantic Slivo" alias Robert Slivovsky) verwesen vor aller Augen im Zeitraffertempo, auf offener Bühne.

Zentralalpine Apokalypse

Kein Wunder, ist man es in Erdberg doch gewohnt, in aussichtslosen Fällen von Heimatliebe diese einer Schockbehandlung zu unterziehen. Für die aktuelle Kur wurde ein Häufchen Satire-Zombies aufgeboten. Regisseurin Christina Tscharyiski teilt den Text gerecht auf.

Ein Asteroid hält mit kosmischem Affenzahn auf die Erde zu. Währenddessen fallen bereits Indizien für eine zentralalpenländische Apokalypse an. Ein nigerianischer Flüchtling kocht einen wohlschmeckenden Eintopf und infiziert alle mit Ebola. Eine Innenministerin namens "Breitfurtner-Brandstätter" (Christoph Krutzler) verkörpert den Wahn der Abschottung. Eine monströse Fischkreatur beißt einem Volks-Rock-'n'-Roller namens "Andreas Mastwächter" das Standbein ab.

Weil die Übermacht der inneralpinen Borniertheit zur Belastung geworden ist, plädieren die Rabenhof-Künstler für Notwehr. Sie werden quasi handgreiflich. Leider erzählen sie zu viel und spielen zu wenig, sodass die 80-minütige "Monster"-Show Längen aufweist. Macht nichts. Der Asteroid stiehlt sich übrigens auf leisen Sohlen herein. Aber der Umbau von Republiken pflegt ja auch meist heimlich, still und leise vonstattenzugehen. (Ronald Pohl, 7.11.2019)