In "Africa Twinis" geht es nur oberflächlich um Motorräder, auch wenn Roland Düringer die bekanntlich sehr gerne hat.

Foto: Andrea Sojka

Engelbert Fröschl ist ein Ritter von der traurigen Gestalt. Als Risikomanager einer Bank steht er kurz vor der Frühpension, die Ehe liegt in Trümmern, die hassgeliebte Mama nach über 50 Jahren Erziehungsbearbeitung ihres "Engerls" – Gott sei ihr gnädig! – auf dem Friedhof. Was Fröschl bleibt, ist das mütterliche Haus im Waldviertler Engelbrechts und ein alter Traum: mit dem Motorrad bis nach Dakar zu fahren, auf den Spuren der legendären Rallye durch die Wüste Afrikas.

Die Vorgeschichte wird auf der stark abgedunkelten Bühne des Stadtsaals von einem Erzähler aus dem Off eingesprochen: 1986 war es, dass Engelbert und sein "Buddy" Loisl ihre frisierten Puchs bestiegen, um auf dem Weg nach Dakar schon in der nächsten Ortschaft an irgendeinem Reiber im Motor der Kraxen zu scheitern.

Seither telefoniert Engelbert Jahr für Jahr am Silvesterabend mit Loisl, um sich neben des beidseitigen Wohlergehens vor allem dessen zu versichern, dass es mit Dakar auch heuer leider wieder nix wird. Oder doch? Wundersamerweise will man es diesmal tatsächlich wagen: Mit der neuen Honda Modell "Africa Twin", möglichst risikoarm per Spedition, Flug und Fähre. Blöd nur, dass der Traum schon am geordneten Umgang mit dem Reisepass zu platzen droht. Der Husarenritt wird zum Spießrutenlauf.

Kein herkömmliches Kabarett

Roland Düringers neues Stück Africa Twinis ist kein Kabarett im herkömmlichen Sinn. Als szenisches Hörspiel wirkt es durch düstere Atmosphäre und stimmungsvolle Begleitmusik. Düringer beschränkt sich aufs Schauspiel ohne direkte Publikumsansprache und knüpft mit der tragikomischen Erzählung an frühere (auch verfilmte) Programme wie Hinterholz 8 oder das aufklärerische Alkoholikerstück Viertelliterklasse an.

In Africa Twinis geht es demnach nur oberflächlich um Motorräder. Es geht um Sehnsüchte und den inneren Kampf um deren Erfüllung, den jeder mit sich selbst ausficht: So lässt das Stück offen, ob der vermeintliche Draufgänger Loisl am Ende gar nur als Engelberts imaginäres Selbst existieren könnte. Wendig und melancholisch. (Stefan Weiss, 7.11.2019)