In einer Evaluierung haben junge Ärzte ihre Ausbildung mit einem "schlechten Gut" beurteilt. Ein "trauriger Schluss", sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Ärztekammer. (Symbolfoto)

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Wien – Die Jungärzte beurteilen ihre Ausbildung nach dem Studium mit einem "schlechten Gut". Das ist das Ergebnis der heurigen Ausbildungsevaluierung, die die Ärztekammer am Mittwoch präsentierte. Vizepräsident Harald Mayer fordert für eine Verbesserung mehr Zeit für die Ausbildung. Die Forderung von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nach einer Studienplätze-Verdoppelung lehnt er ab.

Für die Evaluierung wurden alle Ärzte in Ausbildung online befragt. Für die neunmonatige Basisausbildung wurden 1.574 Bewertungen (Rücklaufquote 47 Prozent) herangezogen, für die allgemeinärztliche Ausbildung 2.349 Bewertungen (73 Prozent) und für die fachärztliche Ausbildung 1.943 Bewertungen (32 Prozent), erläuterte Studienautor Alois Alkin vom ärztlichen Qualitätszentrum.

Keine wesentlichen Veränderungen zu Evaluierungen der letzten Jahre

Nach Schulnoten wurde die fachärztliche Ausbildung mit 2,30 bewertet, die Basisausbildung mit 2,37 und die allgemeinärztliche Ausbildung mit 2,45. Große Unterschiede gibt es aber zwischen den einzelnen Abteilungen. In der allgemeinmedizinischen Ausbildung schwanken die Bewertungen beispielsweise zwischen 1,00 und 4,25, in der Facharztausbildung zwischen 1,00 und 4,40.

Ärztinnen und Ärzte in Basisausbildung gaben das Feedback, dass sie viele Routineaufgaben mit wenig Lernzuwachs erfüllen, wenig aktives Lernen vorhanden ist und das Feedback fehlt. Als Grund für die fehlende Ausbildungskapazität wird das hohe Arbeitspensum des Stammpersonals gesehen. "Hier sieht man, dass der Personalmangel und die Arbeitsdichte in den Spitälern zulasten der Arztausbildung gehen", sagt Harald Mayer. Im Vergleich zu den Evaluierungen in den letzten Jahren gab es keine wesentlichen Veränderungen.

Zeit ist der Hauptfaktor

Mayer zog aus den Daten den "traurigen Schluss", dass man es gerade schaffe, das Ausbildungsniveau stabil zu halten. Die Ausbildungsqualität müsse verbessert werden, "wir müssen uns mehr um die jungen Kollegen kümmern." Der Vizepräsident fordert deshalb ebenso wie der Obmann der Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, mehr personelle und zeitliche Ressourcen. "Wir bauchen Zeit, Zeit, Zeit", formulierte Mayer den Wunsch an die Spitalsträger. Die Bewertungen seien dort gut, wo die leitenden Ärzte ein Interesse an der Ausbildung und Zeit dafür haben, und dort schlecht, wo die Arbeitsüberlastung groß und die Zeit dafür gering sei.

Die von Mikl-Leitner (ÖVP) geforderte Verdoppelung der Studienplätze allein würde nach Ansicht Mayers nichts bringen. Schon jetzt gebe es für die Basisausbildung oft keinen Platz. Notwendig wäre vielmehr eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen. Dabei gehe es um eine Entlastung von der Administration, aber auch um ein Delegieren von Tätigkeiten, die nicht unbedingt ein Arzt erledigen muss. Eine Verdoppelung der Studienplätze würde rund 750 Millionen Euro kosten. Die Schweiz und Deutschland "würden es uns danken", verwies Kornhäusel darauf, dass viele Absolventen nach dem Studium in diese Länder gehen. Mehr als ein Drittel der Absolventen scheinen dann nicht in der österreichischen Ärzteliste auf. (APA, red, 6.11.2019)