Wo sind die edlen Krieger aus Japan? Dick Best (Ed Skrein) sucht sie.

Foto: Constantin

Gleich dem japanischen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor ist die Folgeschlacht um Midway 1942 Geschichte, die sich gut fürs Kino eignet. In Pearl Harbor musste man erst eine ewig lange Seifenoper durchstehen, bis einen die Materialschlacht davon erlöste; Roland Emmerichs Midway hingegen geht flott in medias res, spektakuläre Flieger-Action inklusive.

Für Romanzen ist keine Zeit, Japan ist drauf und dran, den Underdog USA auf hoher See zu bezwingen. Risikobereitschaft an und hinter der Front kompensiert die militärische Unterlegenheit, für Heldenpathos ist gesorgt. Und wie in Michael Bays Schmonzette verleihen auch hier schnuckelige Proto-Hipster dem Krieg die gewisse Sexyness. Einer davon, der Protagonist, heißt wie für eine Satire gemacht – Dick Best gab es aber tatsächlich, und er hat auch so gut ausgesehen wie Ed Skrein, der ihn spielt. Zu ihm gesellt sich ein Allstar-Cast (Patrick Wilson, Woody Harrelson, Dennis Quaid).

Opferbereite Ehrenmänner

Apropos Satire: Auch die Scifi-Farce Starship Troopers hat Krieg und Libido zusammengedacht, dabei scharfes Kanonenfutter auf Vernichtungsfeldzug gegen eklige Käferschwärme geschickt. Deren "Entmenschlichung" hatte in ihrer selbstreflexiven Krassheit propagandakritisches Potenzial. Im Gegensatz dazu steht eine ostentative "Vermenschlichung" der japanischen Soldaten in Midway: Sie werden rührselig als edle, weil devote, opferbereite Ehrenmänner inszeniert – und das ist fatal. Denn Emmerich widmet Midway den amerikanischen und japanischen Soldaten gleichermaßen. Sein Entpolitisierungsprogramm (die mit Japan verbündeten Nazis werden nicht einmal erwähnt; es geht rein um Scharmützel-Taktiererei) samt Einfühlung in loyale Krieger einer brutalen Diktatur schlägt um in ihre Huldigung. (auer, 6.11.19)