Bill Gates ist davon überzeugt: Ohne Kartellklage hätte Windows auch den Smartphone-Markt dominiert.

Foto: APA/AFP/POOL/LUDOVIC MARIN

Seit Jahren dominieren Android und iOS die Welt der mobilen Betriebssystem. Doch das war nicht immer so: In den Frühzeiten der Smartphones war es längst nicht klar, ob sich Windows Mobile, Symbian oder doch dieses komplett neue Open-Source-System von Google als Konkurrenz zu Apple durchsetzen würden. Und zumindest einer der zentralen Protagonisten dieser Zeit ist bis heute davon überzeugt, dass der Wettlauf fast komplett anders ausgegangen wäre.

Kartellverfahren

In einem Interview im Rahmen der Dealbook Conference der "New York Times" zeigt sich Microsoft-Gründer Bill Gates davon überzeugt, dass man den Kampf gegen Android nur haarscharf verloren hat. Und er hat auch die Ursache ausgemacht: Die damals laufende Kartellklage der US-Regierung gegen das eigene Unternehmen habe ihn so abgelenkt, dass er strategische Fehler gemacht habe, betont Gates nun. Durch diese Ablenkung habe man einen zentralen Deal verpasst, über den Windows Mobile auf einem wichtigen Gerät von Motorola gelandet wäre.

Die entscheidende Passage beginnt bei 21:50 Minuten.
CNBC Television

Einen konkreten Namen nennt Gates dabei nicht, es ist aber davon auszugehen, dass er das Motorola Droid meint. Tatsächlich war das vor zehn Jahren veröffentlichte Smartphone der erste große Android-Verkaufsschlager – zumindest in den USA. In Europa hatte das hierzulande als "Motorola Milestone" erhältliche Gerät deutlich weniger Abnehmer gefunden, der wirklich große Durchbruch für Android kam mit anderen Geräten von HTC und vor allem dann Samsung.

Zweifel

Ob dieses eine Gerät wirklich so ausschlaggebend war, ist mit einem Blick auf die Geschichte allerdings ebenso zweifelhaft wie die Behauptung, dass die Kartellrechtsuntersuchungen der entscheidende Faktor waren. Denn die zentralen Fehler bei Microsoft waren strategischer – und langfristiger – Natur. Es dauerte Jahre, bis das Unternehmen verstand, welch großen Umbruch das iPhone darstellte. Während Google Android nach der Vorstellung des ersten iPhones rasch umbaute, hielt Microsoft lange an alten Konzepten fest.

Vor allem aber hatte Google das bessere Angebot für seine Partner parat: Statt Lizenzgebühren zu verlangen, gab es Android von Anfang an kostenlos – und noch dazu weitgehend als Open Source. Dadurch konnten die Mobilfunker und Hardwarehersteller weitreichende Anpassungen vornehmen. Einige Jahre später versuchte es Microsoft mit Windows Phone und einem deutlich moderneren System noch einmal, zu diesem Zeitpunkt war Android aber längst uneinholbar – und auch hier setzte Microsoft weiter auf ein klassisches Lizenzmodell.

Vorgeschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass Gates über diese Episode spricht. So hatte er vor nicht allzu langer Zeit noch betont, dass gegen Android zu verlieren sein größter Fehler war. Und zwar einer, der das eigene Unternehmen rund 400 Milliarden Dollar gekostet habe. Zumindest in dieser Hinsicht dürften sich wohl alle einig sein. (apo, 7.11.2019)