Martin Thoma, Georg Wacks und Stefan Fleischhacker in "Der brennende Diwan".

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Der Reichtum der saudischen Scheichs an Petrodollars übertrifft das Vermögen der Stadt Wien an glorreicher, kulturgesättigter Vergangenheit nur marginal. So gelangte etwa schon zu Kaisers Zeiten die Kleinkunst zu allergrößter Blüte. Die Josef Haders, Alfred Dorfers und Lisa Eckharts seiner Zeit hießen Fritz Grünbaum, Béla Laszky und Mela Mars. Sie hielten in der "Hölle" Hof, einem goldgeschmückten Etablissement im Untergrund des Theaters an der Wien.

Im zehnten Jahr erinnert eine wackere Truppe rund um Georg Wacks an die Bonmotfabrikanten und Solitärsatiriker, die von den Nazis zum Schweigen gebracht wurden. Das aktuelle Programm, Der brennende Diwan, huldigt der Orientalistik: Es gibt Schleiertänze zu sehen, auch wird Heinz Erhardts Märchen von dem Muselmann vorgetragen.

Nein, der deutsche Nachkriegskomiker war nie in der Hölle, jedenfalls zu Lebzeiten, und auch Bertolt Brecht nicht – trotzdem werden von diesem kapitalismuskritische Lieder zu Gehör gebracht.

Bewährte Freude

Programmatische Offenheit ist ja sowieso eine große Tugend der vom Letzten Erfreulichen Operntheater abkommandierten Höllen-Truppe: So wird heuer auch der Jubiläen von Mondlandung und Bauhaus gedacht. Vertraute Programmelemente wie das Ballett (in diesem Jahr mechanischer Art), die pfiffige Arieninterpretation und das Quiz (heuer über Musicals) erfreuen die lebenserfahrene Stammkundschaft in bewährter Weise.

Apropos Musicals: Leider interpretiert Christoph Wagner-Trenkwitz nicht den Cats-Hit Memory, sondern Macavity. Immerhin schaut der Chefdramaturg der Volksoper dabei aber aus wie eine Mischung aus Grizabella, Louis XIV und dem Löwen aus Der Zauberer von Oz. Auch Elena Schreiber, Stefan Fleischhacker und Martin Thoma gelingt, stimmungsvoll begleitet vom Ensemble Albero Verde, beizeiten Beeindruckendes. Eine Zeitreise der etwas anderen, charmanten Art. (sten, 7.11.2019)