Die Mühlgrundgasse 24–26, ein IBA-Kandidat, wurde bereits übergeben.

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Alle IBA-Projektbroschüren gibt’s gesammelt in einem schönen Schuber – oder online hier.

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Zahlreiche Delegationen aus vielen Ländern schauen sich jetzt schon immer wieder an, was Wien im Wohnbau denn so anders macht. 2022 werden es noch ein paar mehr sein: Dann veranstaltet die Bundeshauptstadt die Internationale Bauausstellung, kurz IBA.

2016 wurden die Pläne erstmals präsentiert. Damals war noch von einem Präsentationsjahr 2020 die Rede. "Aber wir haben rasch gemerkt, dass sich das nicht ausgehen wird", sagt IBA-Koordinator Kurt Hof stetter. Denn die Planungsphasen dauern oft lange, "vor allem, wenn bei einem Projekt eine Umweltverträglichkeitsprüfung dazukommt".

Präsentationsjahr 2022

Im "Präsentationsjahr" 2022 sollte aber dann (fast) alles hergezeigt werden können, was hergezeigt werden soll. Und das ist viel: Die Palette reicht von großen Entwicklungsgebieten wie der Seestadt Aspern, Neu Leopoldau, Sonnwendviertel, Berresgasse und Biotope City über die Weiterentwicklung eines gründerzeitlichen Blocks ("G’mischter Block") und der Per-Albin-Hansson-Siedlung (beide in Favoriten) bis hin zu kleineren Projekten wie der "HausWirtschaft" am Nordbahnhofgelände. Dort ist man noch in der Planung. Einige IBA-Projekte sind bereits in Bau, ein paar auch schon fertig.

Zu Letzteren gehören die Anlagen "Home 21" und Podhagskygasse, die im Rahmen eines städtischen Sofortprogramms für temporäres Wohnen (das bedeutete hier: Wohngebäude auf nicht für Wohnen gewidmeten Liegenschaften) entstanden sind.

Innovationen fördern

Und auch die Wohnanlage MGG 22 des gemeinnützigen Bauträgers Neues Leben und der M2 plus Immobilien GmbH in der Mühlgrundgasse in Stadlau wurde vor wenigen Wochen von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal übergeben. Dieser Umstand ist natürlich ein schlagendes Argument dafür, das Projekt vom Kandidaten- zum tatsächlichen IBA-Projekt zu machen.

"Neues soziales Wohnen", so lautet das Motto der Wiener IBA. "Innovationen für die Zukunft des sozialen Wohnbaus" ist der etwas längere Titel, und diese Innovationen können alle Bereiche des Bauens und Wohnens betreffen. In der Mühlgrundgasse lag der Fokus auf der energetischen Qualität des Gebäudes, erklärt Hofstetter. Diverse Innovationen wie dezen trale Wärmepumpen und die Nutzung von überschüssiger Windenergie würden die Energiekosten der Bewohner um zwei Drittel reduzieren. "Wir sind der Meinung, dass man das eigentlich zeigen muss." Auch deshalb, weil es 2022 hier schon Erfahrungswerte aus den ersten Betriebsjahren geben wird, "man kann sich dann also anschauen, ob eingehalten wird, was versprochen wurde". Das gelte auch für die Podhagskygasse und das Projekt Home 21.

"Vancouver-Haus" ist IBA-Kandidat

Nicht weniger als 14 einzelne Projekte haben den Kandidaten-Status bekommen, etwa auch jenes in der Waldrebengasse im 22. Bezirk. Dort soll ein "Vancouver-Haus" entstehen, im Rahmen einer Städtekooperation zwischen Wien und der kanadischen Westküstenmetropole. 100 geförderte Mietwohnungen sind geplant, ausgeführt als reiner Holzbau und mit 100 Prozent erneuerbarer Wärmeversorgung. Der Bauträgerwettbewerb dafür läuft gerade.

In der aktuellen IBA-Bro schüre ist die Fertigstellung der Waldrebengasse erst für 2024 avisiert. Ja, sagt Hofstetter, das sei eines der beiden Projekte, wo die rechtzeitige Fertigstellung tatsächlich fraglich sei. Das zweite sei das Entwicklungs gebiet "An der Schanze" in Floridsdorf. "Dort sind wir noch in der zweiten Phase des Wettbewerbs. Es ist davon auszugehen, dass die Gebäude nicht fertig gestellt werden können." Es sei aber nicht so tragisch, meint Hofstetter, wenn etwas bis zum zweiten Halbjahr 2022, in dem die IBA stattfinden wird, nicht fertig ist. "Im Grunde soll die IBA etwas in Gang gesetzt haben, das dann auch weiterläuft." Auch bei der IBA in Hamburg, die im Jahr 2013 stattfand, habe es viele Schilder über geplante, aber noch nicht umgesetzte Projekte gegeben.

Hamburg war die letzte große IBA, und überhaupt handelt es sich dabei um eine deutsche Erfindung. Die allererste Bauausstellung gab es 1901 in Darmstadt, die erste außerhalb Deutschlands wird 2020 in Basel stattfinden. 2022 wird es neben Wien auch eine IBA in Heidelberg geben.

Zwischenpräsentation im Frühjahr 2020

In Wien wird es aber schon ab Ende April 2020 acht Wochen lang im ehemaligen Sophienspital (siebter Bezirk) eine sogenannte Zwischenpräsentation geben. "Da zeigen wir, was bereits getan wurde und was im Laufen ist. Und was das Besondere ist, also warum genau ein bestimmtes Projekt bei der IBA dabei ist." Noch davor wird es auch die schon länger laufenden "IBA vor Ort"-Events geben, Ende November etwa in der Biotope City, inklusive Diskussionsveranstaltung und Filmabend.

Und auch der nächste Wiener Wohnbauforschungstag am 19. November wird sich u._a. mit der IBA beschäftigen, Hauptthema ist dort die Vernetzung von Neubauquartieren mit dem Bestand.

Das Quartier stehe nämlich über allem, sagt Hofstetter. "Wenn eine Quartiersentwicklung gut funktioniert, muss nicht jedes einzelne Gebäude herausragend sein, sondern kann dann im Konzert einen kleinen Beitrag liefern. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die soziale Qualität." (Martin Putschögl, 11.11.2019)