Wer soll das Familienunternehmen weiterführen? Eine Frage, die sich nicht immer ohne Streit kläre lässt. Laut einer aktuellen Studie geben 64 Prozent der befragten Unternehmer an, dass ihnen die Weitergabe innerhalb der Familie wichtig bzw. sehr wichtig ist.

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Wien – Die Übergabe eines Unternehmens an die nächste Generation kann heikel sein. Was, wenn niemand aus der Familie Interesse am Chef-Dasein hat? Was, wenn "die Alten" meinen, "die Jungen" haben nicht das Zeug dazu? Oft ist der Druck auf die Next Generation enorm, weil sie das erreichen soll, was man selbst nicht geschafft hat.

157.000 Familienunternehmen gab es laut einer Erhebung der Wirtschaftskammer im Vorjahr in Österreich. Sie zusammen beschäftigen knapp 1,8 Millionen Menschen und stehen für einen Umsatz von knapp 394 Mrd. Euro. Insofern müsste das Thema Nachfolgeregelung ein großes sein.

Doch ganz so ist es nicht, zeigt eine Studie der Privatbank LGT Österreich und der Beratungsgesellschaft EY. Die Weitergabe innerhalb der Familie hat zwar hohe Priorität, doch nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmer haben die Nachfolge bereits klar geregelt. Der Gründergeneration falle die Staffelweitergabe besonders schwer – je jünger der Betrieb, desto weniger wird über die Nachfolge nachgedacht. Bei Unternehmen, die in der dritten oder vierten Generation geführt werden, steigt die Sensibilität für das Thema.

Nachfolge als Teil der Strategie

"Die Nachfolgeplanung sollte eigentlich auch bei jungen Unternehmen Teil der Strategie sein", betont Dietmar Baumgartner, CEO der LGT Bank Österreich. Jene Unternehmen, die sich auch dazu Gedanken machten, hätten eine klarere Strategie und die Basis für ein gemeinsames Werteverständnis geschaffen, so Baumgartner.

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten gaben an, dass ihnen die Weitergabe innerhalb der Familie wichtig oder sehr wichtig ist. Die größten Problemfelder werden diesbezüglich bei der Erbengeneration verortet: Sieben von zehn Managern sagen, die größte Herausforderung sei das mangelnde Interesse der Erben, den Betrieb zu übernehmen.

Und wie läuft das innerhalb der Fürstenfamilie von Liechtenstein, die in der 26. Generation 176 Familienmitglieder zählt? "Je größer die Familie wird, desto unterschiedlicher sind auch die Interessen", erklärt Hubertus von und zu Liechtenstein, Mitglied des Verwaltungsrates der LGT Bank. Die Familie wird daher vom Vermögen getrennt. Nachkommen müssen sich beweisen. Wer sich beim Aufbau seiner Karriere als geschickt herausstellt und die Werte der Familie integer vorlebt, hat Chancen, eine Funktion im Familienimperium zu bekommen. Es werde laut Liechtenstein auch klar geredet, wenn sich jemand als nicht adäquat erweist. Bei regelmäßigen Treffen, bei denen die Geschichte der Familie hochgehalten wird, werden die Jungen für spätere Aufgaben vorbereitet. (Bettina Pfluger, 8.11.2019)