Der Abgeordnete Wolfgang Zanger wies nachdrücklich darauf hin, er habe das inkriminierte Liederbuch als "Geschenk" erhalten.

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Humorlos, wie die Linken sind, genügt ihnen jeder Minimalvorwand, um fleißigen und anständigen Mitbürgern am Zeug zu flicken. Diesmal sind es wieder die Liederbücher der Burschenschaften. Kaum singt man auf der Bude ein harmloses "Heil Hitler!" oder vertont einen lustigen Holocaust-Witz, ist Zeter und Mordio angesagt.

Kein Wunder, denn von unseren schönen altdeutschen Spruchweisheiten – "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder!" – hat die vaterlandslose Lenin- und Stalinbagage natürlich keinen Tau.

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Zum Glück. So wies etwa der Abgeordnete Zanger, offenbar eine alte Leseratte, nachdrücklich darauf hin, er habe das inkriminierte Liederbuch als "Geschenk" erhalten. Und wer würde schon ein Geschenk zurückweisen, nur weil "Heil Hitler!" drinsteht? Zumal Zanger ja auch vorhat, das Liederbuch "als zeithistorisches Dokument zu archivieren".

Satireprojekt

Das ist unter staatsbürgerlichen Aspekten so löblich, dass man Zanger auf der Stelle ein Dutzend Hakenkreuze in allen erdenklichen Fertigungsformen (handgeschmiedet, laubgesägt etc.) schenken sollte, auf dass er sie seinem Privatarchiv einverleibe und all seinen Besuchern mahnend vorführe: "Pfui der Teifel, grausts eich a so, wenn ihr des Naziglumpert anschauts?"

Parteichef Hofer nahm Zanger mit dem süßen Argument in Schutz, man "dürfe einen Politiker nicht einfach in eine Nazi-Diskussion verwickeln, nur weil er vor 14 Jahren ein Buch geschenkt bekommen hat".

Am brillantesten freilich behauptete sich der Parteiintellektuelle Mölzer, indem er darlegte, dass es sich bei diesem Liedgut in Wahrheit um "Spottlieder" gegen jede Art von Deutschtümelei handle. Ausgezeichnet! Nazidiktion im Dienst der Aufklärung!

Wenn man Mölzers Logik folgt, könnte man eigentlich auch das Dritte Reich als ein riesiges Satireprojekt interpretieren. Die Nürnberger Reichsparteitage waren wie ein groß dimensioniertes Kabarett Simpl, der Führer quasi eine Art Michael Niavarani, der sich in Wort und Tat über politische Großmannssucht und Rassenhass lustig machte, und Der Stürmer ein Satireblatt, das mit unkonventionellen Mitteln den Antisemitismus attackierte. Da wäre sicher einiges dabei, was sich die Humoristen aus Burschenschaften und FPÖ zum Vorbild nehmen könnten. (Christoph Winder, 10.11.2019)