Der Musiker Peter Legat lebt im siebenten Bezirk in Wien in einer Wohnung, die viel Fantasie erforderte und beim Umbau für Überraschungen sorgte. Heute hat er hier schon einmal hundert Gäste.

"Diese Wohnung hat die Maklerin zur Verzweiflung getrieben. Sie hatte schon 40 Aspiranten herinnen, und niemand hat sich drübergetraut. Das war 2000. Es hat keine Bäder gegeben, keine Küche, überall Wasserschäden. Die Wohnung, eine frühere Anwaltskanzlei, war völlig devastiert. Man hat wirklich viel Fantasie gebraucht, um sich hier etwas vorstellen zu können. Ich habe, als ich nach Wien kam, zwei Jahre Architektur studiert, hatte also ein wenig Ahnung. Ich hab die Wohnung dann umgeplant und hab gesagt: 'Perfekt, machen wir!' Aufgrund des Zustands war es damals auch wirklich noch leistbar.

Peter Legat hat seine Wohnung im siebenten Bezirk 2000 gefunden und umgebaut.
Foto: Lisi Specht

Ich bin dann vier Monate lang jeden Tag auf der Baustelle gestanden. Wir haben hofseitig alle Fenster neu gemacht, die Böden zum Teil und die Elektrik komplett erneuert, die Heizung, zwei Bäder und die Küche eingebaut. Und alles, was irgendwie schiefgehen konnte, ging schief. Wir hatten mehrere Wasserrohrbrüche. Ein Arbeiter hat an der Außenwand eine Leitung angebohrt. Der Strahl ist mit einem Wahnsinnsdruck rausgeschossen bis in den Gang hinaus. In den zwei Minuten, die wir hinunter in den Keller brauchten, um das Wasser abzudrehen, stand die Nachbarin unter uns schon mit dem Kübel da.

Es gibt in einem Altbau Sachen, die kannst du nicht wissen. In einem Plan war zum Beispiel ein Abwasserstrang eingezeichnet. Ich dachte mir: Super, da kommt das Bad rein! Aber da war kein Abwasserstrang. Man muss permanent improvisieren. Die Sanierung hat schon was gekostet. Aber im Nachhinein war es die richtige Entscheidung. Meiner Frau und mir war es wichtig, die Wohnung von Grund auf zu gestalten. Das hat uns irrsinnig Spaß gemacht.

Peter Legat beschreibt seinen Stil als Mischung aus modernen und asiatischen Möbeln. Die "deftigen" Wandfarben schaute er sich bei einer Freundin ab.
Fotos: Lisi Specht

Die Wohnung ist 250 Quadratmeter groß und besteht aus zwei Wohnungen, die irgendwann zusammengelegt wurden. Unser Stil ist eine Mischung aus modernen und asiatischen Möbeln. Wir sind uns immer innerhalb einer Zehntelsekunde einig, ob uns etwas gefällt oder nicht.

Bei den deftigen Wandfarben haben wir uns von einer Freundin beeinflussen lassen. Die Wände in unserem Esszimmer sind zum Beispiel rot. Wir finden das anregend. Dieses Zimmer ist der Uterus der Wohnung. Hier wird picken geblieben und gefeiert und gegessen. Wir haben immer viele Gäste. Diese Wohnung ist ja quasi ein sozialer Auftrag. Das ist keine Wohnung, die man zu zweit bewohnt. Wir hatten hier schon Hausbälle mit hundert Leuten.

Die Nachbarn werden natürlich auch eingeladen, die kennen wir alle. So viele Gäste in der Wohnung stressen uns überhaupt nicht. Steril ist es bei uns nicht. Bei uns knarzen die Dielen, und irgendwann fallen die Brettln raus. Das ist ein Kollateralschaden. Die Wohnung gehört bewohnt und belebt.

Die Wohnung ist für Legat auch eine Oase der Stille.
Fotos: Lisi Specht

Im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 wurden wir gefragt, ob wir eine Veranstaltung für das Personenkomitee von Alexander Van der Bellen machen wollten. Na sicher! Und weil er ja gern eine oder drei raucht, wurde schließlich draußen am Terrassentisch ausverhandelt, dass Hubert von Goisern – der damals ebenfalls zu Gast war – der Kampagne sein Lied Heast as net zur Verfügung stellen wird.

Für mich ist die Wohnung auch eine Oase der Stille, in der ich mich abschotten kann. Mich stört der Trubel im siebenten. Bezirk nicht. Wenn ich das nicht wollte, würde ich aufs Land ziehen. Aber wir wollten nie ein Haus am Stadtrand mit Garten.

Die Frage ist, ob die Wohnung nicht langfristig zu groß für uns ist, jetzt wo beide Kinder ausgezogen sind. Ob unsere Wohnsituation so bleibt, wie sie ist, weiß ich also nicht. Aber für den Moment bleibt sie so." (11.11.2019)