Die Klimaturbulenzen werden mehr und mehr Gegenden unbewohnbar machen. Europa könne nicht die Augen davor verschließen, meint der Jurist Manfred Nowak.

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Wien – Für den Wiener Menschenrechtsprofessor Manfred Nowak ist der Klimawandel "die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts". Bis zum Jahr 2050 würden viel mehr Menschen vor den Folgen der Klimakrise fliehen, sagte Nowak am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Wien. "Wir sind jetzt schon mit unserer Migrationspolitik völlig überfordert."

Die EU müsse eine Möglichkeit schaffen, dass Flüchtlinge legal um Asyl ansuchen können. "Es werden viel mehr kommen, und wir können nicht einfach die Grenzen dichtmachen", sagte der Gründer des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte. Die Bevölkerungszahlen in Europa seien rückläufig. Deshalb brauche Europa in Zukunft geregelte Zuwanderung, sonst könnten bald die Pensionen und das Pflegesystem nicht mehr finanziert werden. Eine gemeinsame europäische Asyl- und Migrationspolitik scheitere daran, dass Länder wie Ungarn, Polen, Tschechien oder die Slowakei keine Befugnisse an die EU übertragen wollen.

"Nicht nur Kosmetik"

In Anspielung auf Greta Thunbergs Rede vor den Vereinten Nationen im September sagte Nowak, es sei beschämend, dass "eine 16-Jährige, die nach New York fährt, dort den Staats- und Regierungschefs sagen muss, was sie falsch machen und was sie tun sollen". Den Klimawandel könne man nur bekämpfen, wenn das Problem an der Wurzel gepackt wird. "Wir müssen endlich aufhören, nur irgendwie Kosmetik zu machen", so Nowak. Man müsse den Lebenswandel und das Weltwirtschaftssystem massiv verändern. "Wenn wir das nicht machen, manövrieren wir uns in eine ausweglose Situation."

Nowak leitete zuletzt die erste globale UN-Studie über Kinder in Haft. Die Ergebnisse werden am 19. November präsentiert. Derzeit leben weltweit sieben Millionen Kinder unter Freiheitsentzug. (APA, 8.11.2019)