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Glenn Greenwald erhielt einen Pulitzer-Preis für seine Aufarbeitung der Unterlagen des Informanten Edward Snowden zu Abhörpraktiken des US-Geheimdiensts NSA.

Foto: REUTERS/Lucas Landau

Die rechtsextreme Regierung in Brasilien unter Präsident Jair Bolsonaro steht regelmäßig in der Kritik. Am Donnerstagabend österreichischer Zeit erreichte die Debatte jedoch einen neuen Tiefpunkt, als es in einer Live-Radiosendung zu einem handfesten Konflikt kam. Der rechte Kolumnist Augusto Nunes ging dabei auf den in Brasilien lebenden US-Journalisten Glenn Greenwald körperlich los, wie der "Guardian" berichtet.

Hintergrund

Greenwald hatte sich bei Bolsonaro und damit der rechten Szene unbeliebt gemacht, weil er enthüllte, dass es bei der Verurteilung des linken Ex-Präsidenten Lula da Silva nicht mit rechten Dingen zugegangen sein dürfte. Dieser wurde vom Antikorruptionsrichter Sérgio Moro verurteilt und konnte deswegen nicht zur Präsidentschaftswahl im Oktober 2018 antreten. Das machte den Weg für Bolsonaro frei. Moro wurde daraufhin dessen Justizminister.

Die beteiligten Politiker leugnen freilich einen Zusammenhang und gehen vielmehr auf den US-Journalisten los. Bolsonaro sagte unter anderem, dass Greenwald mit der Veröffentlichung privater Textnachrichten Moros ein Verbrechen begangen habe und vielleicht in Brasilien "im Knast" landen könnte.

Tiefe Forderung

Auch Nunes teilte aus. Für ihn sollte ein Familiengericht prüfen, ob Greenwald und seinem Ehemann die beiden adoptierten Kinder weggenommen werden sollten. Genau das wurde zum Thema in der Radiosendung.

Greenwald konterte, dass Nunes' Aussagen das Widerlichste seien, was er in seiner bisherigen Karriere als Journalist miterleben musste. Nunes konkretisierte, dass er nur habe fragen wollen, wer sich denn um die Kinder kümmere, wenn die Eltern beruflich so eingespannt seien und der Journalist "den ganzen Tag gestohlene Textnachrichten begutachtet". Greenwald bezeichnete Nunes daraufhin als Feigling, woraufhin dieser zum Schlag ausholte, seinen Diskussionspartner aber verfehlte. Später drückte er Greenwald auch noch die Hand ins Gesicht. Studiomitarbeiter trennten beide Diskussionspartner danach voneinander.

Reaktionen

Nach der Sendung fanden beide Seiten Unterstützer. Der linke Politiker Ciro Gomes sagte, dass Nunes angesehene Werte zerstöre und die schlechtesten Werte der korrupten rechten Regierung verteidige. Zwei Söhne Bolsonaros hielten zu Nunes: Dieser habe seine Ehre verteidigen müssen.

Greenwald, der einen Pulitzer-Preis für seine Aufarbeitung der Unterlagen des Informanten Edward Snowden zu Abhörpraktiken des US-Geheimdiensts NSA erhalten hat, meldete sich ebenfalls auf Twitter. Für ihn seien Nunes' Attacken homophob gewesen. (red, 8.11.2019)