Kardinal Christoph Schönborn

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Wien – Die Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz hat sich hauptsächlich mit den Ergebnissen der kürzlich zu Ende gegangenen Amazonas-Synode beschäftigt. Das sagte Kardinal Christoph Schönborn am Freitag bei einer Pressekonferenz. Enttäuscht zeigte er sich, dass "Sächlein" wie die Priesterweihe verheirateter Männer mehr Reaktionen hervorgerufen hätten als die wichtige "Sache" der Umweltzerstörung.

Falsche Prioritäten

Bei der Amazonas-Synode war es sowohl um die Lage der indigenen Völker und die Umweltzerstörung im Amazonasgebiet als auch um innerkirchliche Fragen gegangen. Der Vorschlag, in bestimmten Regionen auch verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen, zog jedoch die größte mediale Aufmerksamkeit auf sich. Schönborn ist "erschüttert" ob dieser Tatsache, sagte er am Freitag. Die Synode sei ein "globaler Notruf" gewesen, betonte Schönborn und zitierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber mit den Worten: "Stirbt Amazonien, stirbt die ganze Welt."

Ihm gehe es vor allem um eine Konversion, ein Umdenken, erklärte Schönborn zum wiederholten Mal und ergänzte: "Eine Umkehr wird nur gelingen, wenn wir Bereitschaft zum Verzicht zeigen." Neben dieser persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen brauche es verbindliche nationale und globale Beschlüsse, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Auch Österreich sieht der Kardinal in der Pflicht, "noch viel entschiedener" die Pariser Klimaschutzziele umzusetzen.

ORF-Beitrag über den Abschluss der Bischofskonferenz.
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Verheiratete Männer ja, Frauen nein

Dass über Zölibat und die Vorschläge zur Priesterweihe verheirateter Männer so stark diskutiert werde, gefiel Schönborn auch am Freitag nicht. "Wir haben offensichtlich ein Thema – gut, ich stelle mich darauf ein", sagte er auf Fragen von Journalisten. Die Vorschläge der Synode, verheiratete Männer wegen des eklatanten Priestermangels in der Amazonas-Region zur Weihe zuzulassen, lägen nun beim Papst, sagte Schönborn und kündigte eine Reaktion des Kirchenoberhaupts "um Weihnachten" an. Die österreichischen Bischöfe würden die Vorschläge der Synode jedenfalls "begrüßen".

Die weibliche Beteiligung in der Kirche war ebenfalls Thema bei der Konferenz "vor den Toren Wiens" in Laab im Walde. Pläne zu einer Priesterweihe von Frauen gibt es laut Schönborn nicht, er setzt aber auf den Dialog. Aktuelle Worte des Papstes würden allerdings "Raum öffnen" für Frauen in Entscheidungspositionen abseits des Priesteramts, bekräftigte er: "Frauen sollen in Leitungsverantwortlichkeiten eingebunden werden."

Caritas als "Herzschlag der Kirche"

Ein Schwerpunktthema der Bischofskonferenz war die Caritas, die Schönborn als "Herzschlag der Kirche" bezeichnete. Im Namen der Bischöfe bedankte er sich bei 50.000 Freiwilligen und forderte einen Ausbau des Projekts "Young Caritas". Schönborn berichtete unter anderem von Gesprächen über neue, oft versteckte Formen von Not und Armut und darüber, dass die Bischöfe wegen der zunehmenden Vereinsamung von Menschen für einen "Pakt gegen Einsamkeit" plädieren. "Die Ich-AG kann nicht das letzte Wort einer lebendigen Gesellschaft sein", sagte Schönborn. Er wolle ein zivilgesellschaftliches Bewusstsein dafür schaffen, wie bei der Pflege etwa.

Eine Premiere bei der Bischofskonferenz war die gemeinsame Tagung der katholischen Kirche mit der orthodoxen Kirche zu Beginn der Konferenz. Das Verhältnis sei "gut und herzlich" gewesen, sagte Schönborn und erzählte von einem "intensiven Austausch über das Thema des schulischen Religionsunterrichts", das eine "zunehmende Herausforderung" sei.

Weitere Themen

Weitere Themen der Herbstvollversammlung waren der leichtere Zugang zum Wort Gottes etwa durch Bibel-Apps, die Debatte über Sterbehilfe und der Krieg in Syrien. Die österreichischen Bischöfe seien "in intensivem Kontakt mit den Kirchenverantwortlichen in der Region", sagte Schönborn. "Das Leid der Betroffenen ist unerträglich und schreit zum Himmel", hielten die Bischöfe in der Abschlusserklärung fest und appellierten an die Solidarität der Österreicher.

Als "Höhepunkt" bezeichnete Schönborn ein Treffen der Bischöfe mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg am Montag als Auftakt der Bischofskonferenz. Mit Van der Bellen habe er auch über das Klima gesprochen. Er erstattete dem Präsidenten Bericht über die Ergebnisse der Amazonas-Synode – wohl mit Schwerpunktsetzung Umweltschutz.

Emotionales Rücktrittsgesuch

Mit Blick auf seinen 75. Geburtstag am 22. Jänner 2020 hat Schönborn dem Papst Ende Oktober sein Rücktrittsgesuch übergeben. Nun wartet er auf dessen Entscheidung – wie lange, ist unklar. Denn "die kirchlichen Mühlen mahlen langsam", weiß Schönborn. Das persönliche Übergeben des Briefes an Papst Franziskus bewegte Schönborn jedenfalls sehr.

"Es ist ein äußerst emotionaler Akt, das sage ich ganz ehrlich", gab Schönborn einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt. "Ich bin jetzt 28 Jahre Bischof, das ist die längste kontinuierliche Periode in meinem Leben." (APA, 8.11.2019)